Kommentar: Erfolge erkennen
■ Nach studentischen Sonntagsreden muß nun die praktische Solidarität folgen
Der studentische Protest in Hamburg ist schon jetzt ein Erfolg. Nur nach einer Woche zwang er die höchsten Gremien der Universität – Akademischer Senat und Konzil – sich öffentlich mit den StudentInnen zu versammeln. Waren es die Herrscher der Wissenschaft gewohnt, Fragen der Bildung weitgehend unter sich zu verhandeln, so mußten sie sich gestern mit dem beschäftigen, was die Streikenden auf die Tagesordnung katapultiert hatten. Immerhin ein erster Ansatz zur Demokratisierung.
Darüber hinaus erreichten die Protestierenden, daß in das schwammig formulierte Notprogramm des Uni-Präsidenten Jürgen Lüthje ihre Forderungen integriert und beschlossen wurden. Hochschulrahmengesetz und BAFöG-Reform finden sich ebenso wieder wie die Aussage, daß nur „eine grundlegende Steuerreform die notwendige politische Umorientierung“bringen kann. Ist das etwa nichts!
Weitergehende Forderungen, die darauf abzielten, daß Senat und Konzil sich dem gesamtgesellschaftlichen Kontext von Bildungs- und Sozialabbau stellten, scheiterten zwar. Aber was will man von altehrwürdigen Herren mit Pensionsanspruch auch anderes erwarten.
Der Gefahr der Vereinnahmung durch die Institution Universität sind die Streikenden auf der Straße und in den Instituten damit entgangen. Darauf können sie aufbauen. Nun gilt es aber, Ernst zu machen.
Denn mit Sonntagsreden auf Demos stellen auch StudentInnen keine praktische Solidarität mit anderen vom Sozialabbau Betroffenen her. Ralf Streck
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen