Kommentar: Gelegenheit, Macht, Hiebe
■ Warum die Irrtümer der politischen Führung Hamburgs Polizei nicht bessern
Es hat sich nichts geändert und gebessert schon gar nicht. Noch immer laufen durch diese Stadt rudelweise Polizeibeamte, die sich in nichts unterscheiden von denjenigen, die zu verfolgen sie ausgebildet und bezahlt werden. Wer glaubte, es gebe sie nicht mehr, irrte.
Es hat sich nichts geändert seit dem Hamburger Polizeiskandal an Vorurteilen, Ausländerfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft vieler Polizisten, nichts an Corpsgeist und falsch verstandener Kameraderie. Nicht zufällig trifft dies vor allem auf Beamte an jenen Revieren zu, die täglich am stärksten und eindrücklichsten mit den Schattenseiten der Realität in dieser Stadt konfrontiert und dadurch überfordert werden: mit Armut, Not und Elend von Drogenkranken, MigrantInnen oder Obdachlosen.
Denn es hat sich auch nichts geändert an dem Irrtum der politischen Führung, gesellschaftliche Probleme mit ordnungspolitischen Mitteln lösen zu können. Wer wahllos Junkies, Dealer und AusländerInnen, im Amtsjargon: Personen mit geringer Beschwerdemacht, von einem Stadtteil (St. Georg) in einen anderen (Schanzenviertel) vertreiben läßt, gewinnt erstens nichts. Aber dafür fördert er bei seinen Treibern Allmachtsgefühle: Gelegenheit, Macht, Hiebe.
Es hat sich etwas geändert seit dem Polizeiskandal, aber es hat nichts gebessert: Gewaltsame Übergriffe von Polizisten werden nicht mehr als Kavaliersdelikte abgetan. Sie werden jetzt von der politischen Führung als Problem begriffen, dem mit ordnungspolitischen Mitteln begegnet werden könne. Auch dies ist ein Irrtum. Sven-Michael Veit
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