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KommentarNeumanns Schlappe

■ CDU-Chef Neumann bellt, Scherf beißt

Mit stolz geschwellter Brust war CDU-Chef Bernd Neumann beim Neujahrsempfang der CDU im Januar dieses Jahres vor sein Parteivolk im Park-Hotel getreten. Er habe mit dem Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU) gesprochen, prahlte er, Rühe habe ein öffentliches Gelöbnis in Bremen angeregt, und der Landesvorstand erwarte vom Senat, daß das unterstützt wird. Die CDU-Veranstaltung umjubelte den vorsitzenden Staatssekretär. Neumann hatte gezeigt, was in ihm steckt.

Das Gelöbnis ist jetzt abgeblasen. Das ist die zweite Schlappe, die Neumann gegen Scherf einstecken muß. Ende 1996 hatte Neumann wortgewaltig gegen die Wehrmachtsausstellung in der Unteren Rathaushalle gekämpft. Die Ausstellung wurde dann dort mit großer Öffentlichkeit eröffnet. Das öffentliche Gelöbnis war für Scherf von besonderer Brisanz, weil er als Jugendsenator am 6. Mai 1980 bei der Demonstration gegen das letzte öffentliche Gelöbnis in Bremen auf dem Osterdeich dabei gewesen war. Neumann hatte damals Scherfs Rücktritt aus dem Senat gefordert.

Scherf blieb. „Wir werden einen Ort finden“, sagte er, inzwischen Bürgermeister, als er von der Gelöbnis-Idee hörte. Er ließ sich nicht provozieren, sondern schlug Orte vor, die die Bundeswehr nicht akzeptieren konnte. Was bestätigt: Der CDU-Chef ist dem Cleverle Scherf nicht gewachsen. Kerstin Schneider

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