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KommentarStadt am Fluß - weg!

■ Der Überseehafen wird völlig beseitigt

Zu einer alten Hafenstadt gehören die alten Hafenreviere wie Baudenkmäler. Der Streit darum, was aus dem 1,5 Kilometer langen Becken des „Überseehafens“ wird, ist daher ein zentrales Thema der Stadtentwicklung. Ohne eine seriöse stadtplanerische Beratung und hinter verschlossenen Türen soll der Wirtschaftsförder-Ausschuß heute die Weichen dafür stellen, daß dieses Hafenbecken vom Stadtplan verschwindet. Das wäre so, als hätte man gesagt, als Ikea vor Monaten ein schönes Grundstück in Bremen suchte: Dafür schütten wir eben ein Stück des östlichen Wallgrabens zu – verkehrsgünstig, praktisch, gut. Oder als würde man den Domshof räumen für die Touristen-Busse, deren frühere Parkplätze zugebaut werden.

Der Wirtschaftssenator hat jahrelang das völlige Zuschütten des Überseehafens strikt abgelehnt. Nicht aus Fingerspitzengefühl für Stadtentwicklungsfragen, sondern aus der heraus Skepsis, ob für die neu gewonnenen Flächen hinter dem geplanten neuen Großmarkt überhaupt ein Bedarf bestehe. Auch heute ist kein Bedarf sichtbar.

Aber das Wirtschaftsressort hat das Interesse, daß der Umzug des Großmarkts reibungslos betrieben wird. In einer Kneipe auf halbem Wege haben Wirtschafts- und Häfen-Staatsrat einen Deal gemacht: „Häfen“ behindert den Großmarkt-Umzug nicht mehr, „Wirtschaft“ läßt das Zuschütten des ganzen Hafenbeckens zu. Seitdem braucht nichts mehr begründet zu werden. Klaus Wolschner

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