■ Kommentar: Desolate Senatorin
Als „desolat und enttäuschend“ hat Jugendsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) gestern das Wahlverhalten von Jugendlichen in der Hauptstadt bezeichnet. Laut einer Studie über Lebensstile von Jugendlichen würden rund ein Fünftel der Azubis im Ostteil rechtsextreme Parteien wählen. Das ist in der Tat höchst beunruhigend, aber enttäuschend ist auch das Verhalten der Senatorin selbst. Sie meldet sich immer nur dann öffentlich zu Wort, wenn sie auf Ereignisse wie ebendiese Studie reagieren muß. Zu agieren ist dagegen ihre Sache nicht. Deshalb blieben ihre Worte gestern schal und leer, als sie mehr offene Jugendarbeit und besser ausgestattete Jugendfreizeitheime forderte.
Denn gleichzeitig gestand sie ein, daß angesichts leerer Kassen zusätzliches Geld nur durch Umverteilung im Etat bereitgestellt werden könnte. Wie, das sagte sie aber nicht. Und: In den Bezirken stellen viele Einrichtungen ihre offene Jugendarbeit einfach ein. Von Stahmer gibt es dazu keine klare Prioritätensetzung. Ihre Funktion als Senatorin, Themen wie eben die Lebenssituation von Jugendlichen öffentlich zu diskutieren und vor allen Dingen politisch zu besetzen, nimmt sie nicht wirklich wahr. Weder hat sie weitergehende Konzepte zur Jugendarbeit auf Lager, noch bezieht sie eindeutig politische Position. Momentan beherrscht Innensenator Jörg Schönbohm (CDU) mit seinen permanenten Äußerungen über Sprachtests für nichtdeutsche Kinder und quotierten Unterricht für Deutsche und Nichtdeutsche den öffentlichen Diskurs über Jugend und Schule. Nicht aber die Schulsenatorin. Julia Naumann
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