Kommentar: Jeder gegen jeden
■ Beim Gejammer der ÄrztInnen lachen sich die Kassen ins Fäustchen
Nach den KinderärztInnen geraten nun auch die GynäkologInnen in den Schuldturm. Viele Praxen schreiben rote Zahlen. Die in der Gesundheitsreform vorgesehene Budgetierung hat sie kalt erwischt. Das Desaster trifft vor allem die jungen, gut ausgebildeten ÄrztInnen, die ihren vergleichweise sicheren Klinikarbeitsplatz nach der Facharztausbildung mit dem Risiko einer eigenen Praxis vertauscht haben.
Doch die angespannte Honorarsituation führt auch zu Konflikten innerhalb der Ärzteschaft. Denn die Budgets, die die Kassenärztliche Vereinigung aushandelt und auf die Praxen verteilt, sind unterschiedlich hoch, je nach Berufsgruppe. FrauenärztInnen schneiden dabei zur Zeit schlechter ab als UrologInnen oder HautärztInnen. Die wiederum sind schlechter dran als die gut verdienenden LabormedizinerInnen.
Die Folge: Jede einzelne Berufsgruppe sieht zu, daß sie die anderen aussticht. Jede ist darauf erpicht, daß der eigene Topf möglichst gut gefüllt ist. Was fehlt, ist ein Schulterschluß aller Hamburger ÄrztInnen. Die Krankenkassen lachen sich derweil ins Fäustchen und kürzen weiterhin frohgemut.
Der jetzige Aufschrei der GynäkologInnen über die Folgen der Bonner Gesundheitspolitik ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte sein. Diesmal können sich die Patientinnen, bevor sie die ersten Leistungen aus eigener Tasche bezahlen müssen, beteiligen. Vielleicht hilft das, bevor es eines Tages beim Arztbesuch heißt: „Haben Sie ihre Scheckkarte dabei?“
Lisa Schönemann
Siehe Bericht Seite 22
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