Kommentar: Kein Fingerspitzengefühl
■ Warum die Steg das Karoviertel nicht mit Polizisten behutsam sanieren kann
In den vergangenen Jahren ist es um die Roma im Karoviertel wesentlich ruhiger geworden. Insofern kann sich die Stadtentwicklungsgesellschaft sogar an die eigene Brust klopfen, daß sie das Konzept für den Club „Negotin“ mitentwickelt hat.
Doch nun brach die Steg den Burgfrieden und stellte letztlich damit ihre eigene Arbeit in Frage. Zwar mag es einleuchten, daß sie – wie bei jedem anderen Mieter, sei er auch noch so arm – auf regelmäßige Mietzahlungen besteht. Doch in diesem Fall geht es auch um einen sozialpolitischen Konflikt. Und die sind bekanntlich nicht durch Polizeieinsätze zu lösen.
Das Bezirksamt hat nach dem Absprung des Trägers DRK die Zahlungen aus dem Jugendhilfefonds eingestellt, weil es sich beim Club nach Auffassung der Behörde nicht mehr um ein Jugendzentrum, sondern mittlerweile um ein Kulturzentrum handelt. Ein Zentrum, das viele Roma aus dem Viertel bindet.
Und gerade da setzt die Aufgabe einer städtischen Gesellschaft an: Eine behutsame Sanierung des Karoviertels – unter Einbeziehung aller Bewohner. Daher hätte die Steg mit Fingerspitzengefühl an die Roma herantreten und mit ihnen verhandeln müssen, um dann zu einer Lösung zu kommen, mit der beide Seiten längerfristig leben können.
Durch die Drohgebärde einer fristlosen Kündigung zeigt die Steg jedoch, daß sie das notwendige Fingerspitzengefühl im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen verloren hat. Auch wenn sie jetzt gerade noch mal an einer Eskalation vorbeigeschrammt ist.
Kai von Appen
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