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KommentarSchröder auf glattem Parkett

■ Auch in den USA macht der SPD-Kandidat Wahlkampf

„Mit Schröder kommt der letzten der drei Giganten dieses Jahrhunderts – neben Reagan und Thatcher – nach Washington.“ Mit diesen Worten stellte der Direktor des National Press Clubs den Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder der internationalen Presse vor. Er hatte Schröder schlicht mit Kohl verwechselt. Ein solcher Fauxpas kann auf die typische amerikanische Unkenntnis in außenpolitischen Belangen zurückzuführen sein, kann aber auch eine Freudsche Fehlleistung sein. Denn eigentlich will man, daß das Verhältnis Clinton–Schröder so herzlich wird wie jenes zwischen Kohl und Clinton.

Es ist nichts als eine protokollarische Gepflogenheit, daß der US-Präsident die Oppositionsführer der Verbündeten zu sich einlädt – sie könnten ja tatsächlich Regierungschefs werden, und der Präsident will sehen, was da auf ihn zukommt. Für den Kandidaten hingegen ist der Besuch im Weißen Haus eine Möglichkeit, auf internationalem Parkett noch mal sein Programm zu verkaufen. Mag es in den Gesprächen um Außenpolitik und binationale Fragen gehen – vor der Presse ging es Schröder um nichts als den Wahlkampf. Und der reicht von der Art des Auftretens auf dem Terrain internationaler Diplomatie bis zur Ausführung von Programmpunkten. In den Gesprächen Schröders mit Clinton ging es um Bosnien, Südostasien und die Kapitalflucht aus Deutschland. Doch coram publico hebt Schröder Clintons starkes Interesse am deutschen Ausbildungswesen hervor, in das er noch mehr investieren will. Im Presseclub spricht er davon, daß man von den USA lernen könne, Innovationen schneller in Produkte umzusetzen, und daß man „Forschungslandschaften“ schaffen muß, die man besser mit der Entwicklung verzahnt – alles Botschaften an den deutschen Wähler. Schröder ist in den USA gut angekommen. Der Kandidat reagiert souverän auf Fragen, auch auf bissige nach seiner Vergangenheit als Juso. Schröder steht zu seinen „Jugendsünden“, was Amerikaner erfrischend finden, er stellt sich als Pragmatiker dar, der aus vergangenen Fehlern in einer sich ständig wandelnden Welt zu lernen versteht, das kommt an. Zudem hat er Humor, was US-Blätter leicht verwundert hervorheben, denn das paßt nicht ganz ins Deutschlandbild. Schröder ist glatt, pragmatisch und nie um eine Antwort verlegen. Kurzum: so wie Clinton, und der ist bekanntlich populär. Peter Tautfest Bericht Seite 6

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