Kommentar: Schule ohne Volk
■ Die Hamburger VHS spart Arbeitslose und Arme aus ihren Kursen hinaus
Hamburgs Volkshochschule verabschiedet sich von einem Teil ihrer Klientel. Immer höher steigen die Kursgebühren, und immer schwerer wird es Arbeitslosen, Rentnerinnen oder Sozialhilfeempfängern fallen, beim größten Weiterbildungsprojekt der Stadt mitzumachen. Selbst Geringverdiener müssen künftig überlegen, ob sie ihren Griechisch-Kursus oder den wöchentlichen Töpferabend noch bezahlen können.
Wenn der VHS-Vorstand die Sparpläne in der übernächsten Woche durchwinkt, wären die Teilnahmegebühren zwischen 1997 und 1999 um insgesamt 24 Prozent gestiegen. Gleichzeitig werden Ermäßigungstarife weiter zusammengeschnurrt. Dabei ist die VHS unter anderem für jene konzipiert, die wenig verdienen – die nicht studieren können oder konnten, und für die ein Wochenend-Seminar bei privaten Bildungsträgern unerschwinglich ist.
Auch aus wirtschaftlicher Sicht sind die Sparvorhaben bedenklich. Denn die VHS muß damit rechnen, daß ihre Kurse sich leeren. Die einen bleiben weg, weil sie sich die Seminare nicht mehr leisten können; die anderen wandern zu anderen Anbietern ab. Konkurrenz gibt es genug auf dem Hamburger Bildungsmarkt, und manches Privatunternehmen ist schon jetzt nicht viel teurer als die VHS.
In letzter Konsequenz könnten einzelne Kurse mangels Nachfrage eingehen – auch das macht den staatlichen Weiterbildungsbetrieb nicht gerade attraktiver. „Hochschule“ dürfte die VHS sich dann noch nennen; vom Volk könnte in vielen Seminaren keine Rede mehr sein.
Judith Weber
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