Kommentar: Hannover heuchelt
■ Niedersachsen kippt Gift ins Meer
Was hat die niedersächsische Regierung doch für dicke Backen gemacht. Im letzten Moment, so der gut gehegte Eindruck in der Öffentlichkeit, sind die Hannoveraner den Bremer Umweltfrevlern in den Arm gefallen und haben verhindert, daß der mit dem Hormongift TBT verseuchte Hafenschlick ins Wattenmeer gekippt wird. Gut gebrüllt Löwe. Aber vielleicht sollten die eifrigen Ministerialen zuerst vor ihrer eigenen Tür kehren – wenn man denn die Nordsee schon den Niedersachsen allein überlassen will.
Denn was sie den Bremern verwehren, das praktizieren sie munter selbst: TBT-Schlamm wird im Meer verklappt, ob es den Fremdenverkehr auf den Nordseeinseln schädigt oder nicht. Natürlich sind die Häfen in Niedersachsen etwas kleiner als in Bremerhaven und die Menge ist folglich etwas geringer. Aber bei einer Verklappungsgenehmigung für bis zu 100.000 Kubikmeter aus Bensersiel kann man wahrlich nicht von Kleinkram sprechen. Kein Mensch weiß zudem, wieviel Gift systematisch aus den tideabhängigen Nordseehäfen ins Meer geschwemmt wird.
Eine bessere Argumentationshilfe konnte der verklappungsfreudige Bremer Häfensenator gar nicht bekommen. Denn man wird den Bremer Häfen, die auch für Niedersachsen wirtschaftlich bedeutend sind, nicht ernsthaft verbieten können, was man den eigenen Leuten klammheimlich gestattet. Joachim Fahrun
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