Kommentar: Provokation gelungen
■ Wie man Verhandlungen mit der Saga phantasievoll und erfolgreich gestaltet
Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt – daß an dem alten Sponti-Spruch was dran ist, hat sich im Schanzenviertel gestern eindrucksvoll bestätigt.
Da ist an einem Wohnhaus der Stadt, jetzt der Saga, 18 Jahre lang fast nichts renoviert worden; Wohnungen, aus denen Mieter fortzogen, wurden nicht wieder neu belegt. Weil ihnen etwas an ihrem Zuhause liegt, schlossen sich die verbliebenen Mieter in einem Verein zusammen, der eine Sanierung erreichen will.
Und dann verhandelten sie, unterstützt von der Lawaetz-Stiftung, lang und breit mit der Saga darüber, wie das Gebäude gerettet werden könnte – leider offenbar über das falsche Problem. Derweil stellt die Saga mit einem Extra-Gutachten fest, daß ihr eine Sanierung ohnehin zu teuer wäre. Was Wunder, daß den BewohnerInnen der Kragen platzt.
Die gestrige Provokation der Besetzung „ihres“ Hauses hat sich gelohnt: Im Handumdrehen wurde mitten auf der Vereinsstraße ein Problem gelöst, das jahrelang ergebnislos hin- und hergewendet worden war: Die Saga zeigte sich mit einer Sanierung einverstanden, sofern für sie selbst dabei keine Mehrkosten entstehen. Hätte der städtische Konzern rechtzeitig klar gemacht, daß es ihm darauf ankommt, hätte er viel schlechte Presse vermeiden können.
Es bleibt der Dissens über die Frage, auf welche Weise das Haus vermietet werden soll. Nicht zuletzt darüber wird nächste Woche verhandelt. Dann aber, das sollte der Saga nun klar geworden sein, muß ein tragfähiges Ergebnis erzielt werden.
Gernot Knödler
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