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KommentarPolitischer Unsinn

■ Bei interkulturellen Kitas darf nicht gespart werden

Man kann es nur unsinnig nennen. Da beklagen die PolitikerInnen der Großen Koalition – vielerorts und allzu häufig – die mangelnden Deutschkenntnisse ausländischer Kids. Und gleichzeitig kürzen sie dort, wo sich engagierte SozialarbeiterInnen und ErzieherInnen seit vielen Jahren erfolgreich genau dieses Problems annehmen: bei den Kitas, die mit dem Konzept der interkulturellen, zweisprachigen Erziehung arbeiten.

Die Kreuzberger Kita Komșu ist eine solche Einrichtung. Sie hat geschafft, was für viele Kitas in den westlichen Innenstadtbezirken ein Problem darstellt. Ihre vier Gruppen sind je zur Hälfte mit Kindern deutscher und nichtdeutscher (meist türkischsprachiger) Herkunft besetzt. Ein Grund dafür: Komșu macht Angebote, die – neben der zweisprachigen Erziehung – die Kita auch für Mittelschichts- KreuzbergerInnen deutscher Herkunft attraktiv machen. Museumsbesuche oder Musikerziehung zum Beispiel.

Genau hier liegt das Problem: Bekommt die Kita weniger Geld, spart sie genau an diesen Angeboten – und macht sie so für Eltern, die mehr wollen und sich auch mehr leisten können als das Minimalprogramm, zunehmend unattraktiv. Diese schicken ihre Kinder in eine andere Einrichtung – einen deutsch-dominanten Kinderladen vielleicht – oder kehren SO 36 gleich ganz den Rücken. Die vielbeklagte Entmischung in den Kitas setzt sich fort.

Das sollte verhindert werden. Statt bei Einrichtungen wie Komșu zu kürzen, müssen sie verstärkt gefördert werden. Denn die Konstellation, die es hier gibt – 50 Prozent deutschsprachige, 50 Prozent türkischsprachige Kids –, ist für eine integrative interkulturelle Erziehung optimal. Und damit auch dafür, daß nichtdeutsche Kids die deutsche Sprache lernen. Denn Kinder suchen sich gewöhnlich eine gemeinsame Gruppensprache und bei einer Konstellation wie bei Komșu wird dies in vielen Fällen Deutsch sein. So werden die Deutschkenntnisse aller Kinder gefördert.

Das ist ein Grund dafür, warum Kitas wie Komșu mindestens in ihrer heutigen Form erhalten bleiben müssen, eigentlich aber müßte finanziell draufgesattelt werden Alles andere ist einfach unsinnig. Sabine am Orde Seite 22

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