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KommentarNeues Konzept für Deutschlandhalle

■ Wiedereröffnung mit Tücken

Mit professionellem Management hat das alles nichts zu tun. Vor einem Jahr schloß der Senat die Deutschlandhalle am Messegelände – obwohl sie einen weit höheren Anteil ihrer Kosten selbst einspielte als vergleichbare Hallen. Diese Entscheidung war falsch, weil dadurch bestimmte Großveranstaltungen nicht mehr in Berlin stattfinden konnten. Nun wird die Halle bald wiedereröffnet – möglicherweise als Megahalle mit 18.000 Plätzen, wie es das neue Konzept der Firma Ogden vorsieht. Doch auch dieser Beschluß dürfte dem Land nicht zum Vorteil gereichen.

Das grundsätzliche Problem wurde im vergangenen Jahr keineswegs ausgeräumt. Zwar kam die Entscheidung, die Deutschlandhalle zu schließen, auch deshalb zustande, weil der Senat kein Geld für ihre Modernisierung ausgeben wollte. Die benachbarte Messe GmbH wollte außerdem ihren zukünftigen repräsentativen Eingang nicht von dem häßlichen, grauen Deutschlandkasten gestört sehen.

Hauptgrund für die Abwicklung war aber, daß die Stadt kaum drei Großveranstaltungshallen füllen kann. Denn unmittelbar nachdem die Deutschlandhalle ihren Pforten geschlossen hatte, warben die neue Max-Schmeling-Halle und das Velodrom um ZuschauerInnen.

Nicht umsonst sah der Vertrag zwischen dem Land und dem Konsortium Velomax, das die beiden Hallen betreibt, zunächst vor, die Deutschlandhalle dauerhaft aus dem Verkehr zu ziehen. Anderenfalls hätte Velomax als Ausgleich für die geringere Auslastung einen höheren Betriebszuschuß vom Land bekommen. Dieser Passus wurde zwar später gestrichen, doch die Drohung steht weiter im Raum. Wird die Deutschlandhalle wiedereröffnet, dürften die beiden anderen Hallen den Senat ein paar Millionen Mark zusätzlich pro Jahr kosten.

Abgesehen von diesen Mehrausgaben: So zufällig, wie die Abwicklung der Deutschlandhalle beschlossen wurde, scheint sich nun die Auswahl des Investors zu gestalten. Es gibt kein formelles Ausschreibungsverfahren mit festgelegten Kriterien. Beste Voraussetzungen also, daß am Schluß wieder eine Entscheidung fällt, die erstens nicht sachgerecht und zweitens zu teuer ist. Hannes Koch

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