piwik no script img

KommentarAbweisend

■ Kotzende Mädchen zocken nicht ab

Wo kein Geld, da kein Mangel – auf diese simple Formel läßt sich bringen, was das Gesundheitsressort seinen ReferentInnen jetzt als Fazit in die Feder diktiert hat. Dabei hat Bremen fast soviele eßgestörte Mädchen wie Drogenabhängige in der Stadt. Spezielle Beratungsangebote fehlen, legten die Fachleute des Ressorts selber in ihrem Bericht in klarem Schriftdeutsch dar. Trotzdem ist am Ende doch kein Mißstand da, um das Haushaltsloch ja nicht um noch eine einzige Mark tiefer zu graben.

Natürlich ist das Gesundheits- und Sozialressort schwer gebeutelt. Die Sozialhilfekosten steigen ständig, der Senat drückt gleichzeitig immer neue Sparquoten auf. Flexibel auf neue Problemfelder reagieren? Das ist in diesen Sparzeiten ein offenbar ganz und gar utopisches Unterfangen. Dennoch: Irgendwie ist es ja wohl doch möglich, in den Haushaltslöchern ein paar Märker aufzutreiben, wie das Bremer Engagement im Bereich der Jugendkriminalität beweist.

Doch eßgestörte Mädchen laufen ja nicht Amok, sprayen nicht wild durch die Gegend oder zocken Tag für Tag in der Innenstadt andere Kids ab. Sie leiden still und leise. Kein Wunder, daß man sich da Zeit läßt und mit dem Argument der Haushaltsnot offensichtlich unliebsame Bittsteller erst einmal abweist. Und solange die 3.600 Mädchen nicht alle kotzend oder abgemagert am Sielwalleck stehen, drängt ja auch keiner. Katja Ubben

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen