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KommentarUmworbene Jungwähler

■ Grüne müssen die Generationslücke schließen

Nie waren JungwählerInnen so begehrt wie heute. Im Berliner Wahlkampf werden sie die am heißesten umworbene Gruppe sein. Doch mit plumper Anbiederung wird sich keiner ködern lassen. Glaubwürdigkeit ist gerade bei Jungwählern Trumpf.

Für Erstwähler ist längst die eigene berufliche Perpektive zur zentralen Frage geworden. Die urgrünen Themen wie Umwelt und demokratische Rechte spielen für sie kaum noch eine Rolle. Für die Grünen wird es daher nicht leicht werden. Zu lange haben sie darauf vertraut, die Jugend werde ihnen weiterhin von alleine zulaufen. Zu wenig haben sie sich um eine systematische Nachwuchsförderung gekümmert. Das Führungspersonal der Berliner Grünen rekrutiert sich zu einem großen Teil aus der 68er Generation, die für die heute 18jährigen zur Elterngeneration zählt. Attraktiv ist eine Mitarbeit bei den Grünen für Jugendliche nicht mehr. Außerdem hat es der Nachwuchs inzwischen – wie in den etablierten Parteien – recht schwer, sich gegen die erfahrenen AltpolitikerInnen durchzusetzen.

Die Verluste der Grünen bei den Jungwählern waren abzusehen, und doch hat es die Partei versäumt, rechtzeitig gegenzusteuern. Aus dem Stand wird es nicht leicht sein, diese Defizite auch nur halbwegs abzubauen. Für die Grünen ist dies langfristig aber eine Existenzfrage. Gelingt es nicht, die grüne Programmatik zu einem generationsübergreifenden Projekt zu machen, wird die Partei als grüne Variante der Grauen Panther enden.

Leichter hat es die SPD, der traditionell eine hohe Kompetenz in Arbeitsmarktfragen zugebilligt wird. Die Attraktivität eines rot- grünen Bündnisses in Berlin wird auch an der Bilanz der Bundesregierung gemessen werden. Im günstigsten Fall wird das 100.000- Arbeitsplätze-Programm Früchte tragen und die Botschaft „Die tun was“ transportieren.

Schwerer als die Grünen hat es nur die CDU. Mit einer jungen Garde um 40 Jahre anzutreten ist noch kein schlüssiges Konzept.

Profitieren dürfte hingegen die PDS: Mit einer lupenreinen Oppositionspolitik und einer radikalen Protesthaltung kommt sie dem jugendlichen Lebensgefühl noch am ehesten entgegen. Dorothee Winden

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