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KommentarZu spät

■ Klage gegen Factory-Outlets schützt nur City-Zentren

Manchmal muß man die Berliner SenatorInnen auch loben. Mit seiner Ankündigung, gegen die vom Brandenburgischen Landesamt für Bauen erteilte Genehmigung eines Factory-Outlet-Centers in Eichstädt zu klagen, beweist Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) Konsequenz. Schließlich liegt es auf der Hand, daß die Verkaufshallen auf der grünen Wiese den Händlern in der Umgebung – sei es nun in den benachbarten Kleinstädten oder in Berlin – die Kunden abziehen. Denn jede Mark kann bekanntlich nur einmal ausgegeben werden.

Zudem ist die Genehmigung ein klarer Verstoß gegen die gemeinsame Landesplanung von Berlin und Brandenburg. Der Landesentwicklungsplan beider Länder verbietet die Ansiedlung großflächigen Einzelhandels außerhalb der Stadtzentren im Brandenburger Umland.

Trotzdem muß sich Strieder fragen lassen, warum er die Factory-Outlet-Center nun zum Buhmann für den Berliner Einzelhandel stilisiert. Denn wenn es seit dem Mauerfall eine einschneidende Veränderung für die Händler gab, dann war dies die Errichtung der zahlreichen innerstädtischen Einkaufszentren, die nach mehrjähriger Bauphase derzeit fast schon im Wochenrhythmus eröffnet werden. Zwar hat der Stadtentwicklungssenator auch dieser Entwicklung einen Riegel vorgeschoben: Als 1997 das Cuvrycenter den in Strieders Heimatbezirk Kreuzberg angestammten Händlern den Kundenstrom abzugraben drohte, entzog der Senator den Bezirken das Genehmigungrecht für Zentren mit einer Bruttogeschoßfläche von über 1.200 Quadratmetern.

Dennoch kam diese Entscheidung viel zu spät. Die Konsumtempel mit ihren Filialen der immergleichen Handelsketten sind bekanntlich alles andere als eine Umsatzhilfe für alteingesessene und kiezorientierte Läden.

So wird Strieders Kampf gegen die Factory-Outlet-Center den Beigeschmack nicht los, in erster Linie diese neuen innerstädtischen Zentren gegen außerstädtische Konkurrenz zu schützen. Das Hemd sitzt dem Senator verständlicherweise näher als die Hose. Für viele Sockenhändler mit ihren kleinen Läden aber kommt sein Engagement zu spät. Gereon Asmuth

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