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KommentarNur noch geschenkt

■ Warum die Stadt bei Hamburgs Wirtschaft nicht auf guten Willen setzen darf

Manche MitarbeiterInnen nehmen Hamburgs Betriebe nur noch geschenkt. Fünfzigjährige zum Beispiel, die sich seit Jahren die Hacken nach einem Job ablaufen. Mütter ohne Berufsausbildung, AusländerInnen mit schlechten Deutschkenntnissen oder Jugendliche, die die Schule geschmissen haben. Solche BewerberInnen in Lohn und Brot zu bringen, fällt selbst der cleversten Jobvermittlerin schwer. Da muß schon die Sozialbehörde eingreifen und den Betrieben die Arbeitskräfte schenken – über den Umweg der „Hamburger Arbeit“.

Für die Betroffenen ist das unbestritten gut, weil sie Erfahrungen sammeln und nicht mehr von der Sozialhilfe abhängig sind. Die Firmen ihrerseits bauen Vorurteile gegenüber „faulen und unzuverlässigen“ Langzeiterwerbslosen ab. Und wenn die LeiharbeiterInnen nach drei Jahren tatsächlich übernommen werden, entlastet das die löchrigen öffentlichen Kassen.

So könnte es laufen – muß aber nicht. Denn die Unternehmen verpflichten sich zu nichts; wer mag, kann sich alle drei Jahre einen neuen Erwerbslosen holen, ohne auch nur einem von ihnen Gehalt zu zahlen. Im Extremfall entsteht so ein zweiter Arbeitsmarkt im ersten: Hier die regulär Angestellten, dort die von der Stadt finanzierten.

Dem müssen die „Hamburger Arbeit“ und die Sozialbehörde vorbeugen – indem sie die Unternehmen darauf festnageln, die Erwerbslosen wenigstens befristet zu übernehmen, oder indem sie jeder Firma nur eine Ausleihphase erlauben. Denn manche Geschenke verpflichten; das müssen auch die Unternehmer wissen. Judith Weber

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