Kommentar: Braucht Bremen Grün?
■ Machtpolitisch haben Grüne kapituliert
Der Anspruch aufs Mitregieren leitet sich nicht schlicht aus arithmetischen Kombinationen ab. Welchen Gewinn könnte Bremen haben von einer grünen Beteiligung an der Landesregierung? Das ist im Wahlkampf der Grünen in Bremen nicht so deutlich geworden. Auch am Wahlabend haben die Grünen schon in vorauseilendem Gehorsam kapituliert.
Die Grünen können „große Fressen“ in der Gewerbeflächen-Politik nicht mehr zurückdrehen, sie würden nur in die „wirtschaftsfeindliche“ Ecke gestellt. Profilieren könnten sie sich dagegen mit punktuellen Projekten für mehr Lebensqualität, mehr Grün in Bremen. Sie können dagegen Terrain besetzen auf Teilfeldern der Politik. Die Kulturförderung gegen die um sich greifende Kommerzialisierung zu schützen wäre sicherlich ein „grünes“ Thema. Die Lehrerschaft wieder zu motivieren, durch ein Ernstnehmen der Schulautonomie, wäre ein anderes Feld. Wenn sie dazu mit den alten Hafenrevieren eine Schlüsselfrage der Stadtentwicklungspolitik besetzen können, wäre eine Menge für Bremen getan.
Ob die politische Selbständigkeit Bremens mit den Baustellen der großen Koalition gerettet werden kann oder nicht, interessiert die meisten Wähler sowieso weniger, das hat dieser Wahlkampf gezeigt. Wichtiger ist, daß man sich in der Stadt wohlfühlen will. Das ist der Wählerauftrag. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen