■ Kommentar: Nur gegen Karpen
Der Mann ist nicht nur unerträglich – er ist auch untragbar. Bei seiner Zwischenbilanz des PUA Polizeiskandal bewies Ausschuß-Chef Ulrich Karpen eindrucksvoll, daß die von Bürgermeister Voscherau geforderte „rückhaltlose Aufklärung“ der Beschuldigungen gegen Beamte mit ihm nicht zu machen ist. Zumindest nicht im PUA.
Zum obersten Ziel der Ermittlungen erhob Karpen die Forderung, endlich für Ruhe bei der Polizei zu sorgen. Deshalb solle der Ausschuß im Schnelldurchlauf zu Ende gebracht werden, für Einzelfallprüfungen sei keine Zeit. Wo Karpen die PUA-Nachforschungen bewertete, bagatellisierte er oder machte gar Täter zu Opfern.
Die armen Beamten der Revierwache 11 seien „unerträglichen Arbeitsbedingungen“ ausgesetzt gewesen. Da wird man doch wohl mal ein bißchen über die Stränge schlagen dürfen. Und der Journalist Oliver Neß wurde wohl ganz aus Versehen schwer verletzt. In welchem Ausschuß hat dieser Mann nur die ganze Zeit gesessen?
Rehabilitieren statt aufklären. Der Gipfel von Karpens Ausführungen aber ist, daß er den neuen Zeugen – ohne dessen Aussage zu kennen – beschuldigte, einen Popanz aufzubauen, um seine Duldung in Deutschland zu verlängern: Wer anklagt, ist eben unglaubwürdig.
Wer aber solche rassistischen Vorverurteilungen rumposaunt, darf sich nicht wundern, wenn Opfer polizeilicher Mißhandlungen sich nicht trauen auszusagen. Karpens Mutmaßungen verklären nicht nur polizeiliche Mißhandlungen zu Streicheleinheiten – sie behindern auch massiv jede Aufklärung.
Aber vielleicht ist ja genau das Karpens Ziel. Marco Carini
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