Kommentar: Unvermeidbar digital
■ Auf Modellversuch Einfluß nehmen
In den 80ern war das noch einfach: Die Linke machte gegen die Volkszählung mobil, die Beschwörung des „Big Brothers“ motivierte Bürgerproteste und Boykottbewegungen. Die Bürgerskepsis machte sensibel für Datenschutzfragen. Kurz vor der Jahrtausendwende reagieren Studierende auf die digitale Signatur wie dunnemals, doch kaum jemand kümmert die grundsätzliche Kritik und Angst vor dem „gläsernen Studenten“.
Tatsächlich aber besetzt der AStA mit seiner Gegenwehr ein wichtiges Politikfeld. Seitdem die Machbarkeit der digitalen Signatur außer Frage steht, ist in der Internet-Community die Debatte weitgehend abgeschlossen. In den U.S.A. ist die Regierung sauer, weil Verschlüsselungstechniken inzwischen selbst für Geheimdienste nicht mehr ohne weiteres knackbar sind. In Bremen wird jetzt getestet und durchgeführt, was in Deutschland Vorbild werden soll.
Doch damit sich die höchsten Sicherheitsstandards im Modellversuch Bremen auch duchsetzen, braucht es mehr Mahner als nur den Datzenschutzbeauftragten. Die Studierenden haben die Chance, auf maximale Sicherheitsmaßnahmen zu pochen, wenn sie an der Debatte ausreichernd beteiligt werden. Eine strikte Ablehnung der Pläne reicht nicht aus. Denn eines ist so sicher wie bei der Volkszählung: Auch die digitale Signatur wird durchgesetzt.
Christoph Dowe
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