Kommentar: Altes Misstrauen
■ Warum das Abwarten so schwer fällt
Im Todesfall Blockland erwartet die Öffentlichkeit schnelle Aufklärung. Er wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie krank darf man sein, um in Haft zu kommen, beispielsweise. Oder: Wie krank muss man sein, um von dort weg in ein Krankenhaus verlegt zu werden? Bei allem Respekt vor gründlichen Ermittlungen nämlich liegt doch jetzt schon auf der Hand: Eine junge Frau starb unter den Augen der Justiz und möglicherweise überforderter Bediensteter, nachdem der Arzt offenbar den Ernst der Lage verkannt hatte. Wenn der Leichnam der Frau schneller unter die Erde kommt, als die Todesursache bekannt wird, macht das einen schiefen Eindruck.
Für gründliche Ermittler mag das schwer zu ertragen sein. Dass von ihnen niemand „Gerüchte“ kommentiert, die sowohl in der Presse, allerdings auch in der Anstalt kursieren, ist vielleicht professionell. Aber zu viele Fragen drängen. Denn der Bremer Justizskandal ist der Öffentlichkeit noch frisch im Gedächtnis – und mit ihm einige Merksätze, die daraus abgeleitet wurden. Einer davon war, dass skandalöse Vorgänge in der JVA Oslebshausen allzulange vertuscht worden waren. Erst nachdem die Presse die Vorwürfe der Gefangenen ernst nahm und bekannt machte, kam Bewegung in die Sache. Kein Wunder, wenn die Gerüchteküche jetzt brodelt und ernst genommen wird. Damit umsichtig umzugehen, ist Gebot der Stunde. Darauf wartet die Öffentlichkeit bisher vergeblich. Eva Rhode
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