Kommentar: Jeder ist ...
■ ... sich selbst der Nächste
Und wieder einmal hat sich in Bremen eine Bürgerinitiative gegen die reichlich unausgegorene Verkehrspolitik der großen Koalition gegründet. Diesmal fühlen sich die Verkehrsgeschädigten in Horn-Lehe von dem Weiterbau der Straßenbahnlinie 4 bedroht. Wenn diese bis nach Lilienthal führt und damit die Heerstraße stauträchtig verengt wird, so die Befürchtung, fahren die ganzen Autobenutzer durch die Wohnstraßen. Ein herber Verlust an Wohnqualität.
Vollständig absurd ist jedoch die Forderung, die die Anwohner daraus ableiten – eine Entlastungs-Trasse durchs Hollerland. Getreu dem Motto „Jeder ist sich selbst der Nächste“ grämen sich die Anwohner der Lilienthaler Heerstraße zwar um ihre Garten-Erholung. Aber ob der gartenlose Bremer künftig ebensolche noch im Hollerland unter oder neben Schnellstraßen finden kann – egal. Ob die Linie 4 künftig leer nach Lilienthal rumpelt – egal.
Dabei liegt die einfachste Lösung auf der Hand. Die Lilienthaler Heerstraße wird bewusst nicht weiter ausgebaut, um die ökologisch sowie stadtplanerisch sinnvolle Benutzung der Linie 4 attraktiv zu machen. Eine Hollerlandtrasse wäre völlig kontraproduktiv. Uneinsichtige Autofahrer werden dann feststellen, dass sie per Bahn ebenso schnell in die City kommen. Und eine halbwegs intelligente Bürgerinitiative würde Tempo-30-Zonen und Schweller für ihre Wohnstraßen fordern, um Autofanatiker auszukontern. Jens Tittmann
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