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KommentarVerfrühte Freude

■ Verkehrsverbund erwirtschaftet Mini-Plus

Die gute Nachricht zuerst: Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat in diesem Jahr einen – bescheidenen – Überschuss erwirtschaftet. Wer nun aber glaubt, sich gemütlich in einen weichen Bus-Sessel fallen lassen zu können, weil gleichsam von selbst alles besser geworden ist – der oder die könnte schnell bös aufgeschreckt werden. Auch ohne großes Krachen an der Stoßstange.

Der kleine Fortschritt kann über die ungelösten Probleme des öffentlichen Nahverkehrs in der Region kaum hinwegtäuschen. Schließlich dürften die Mehreinnahmen auch auf die saftigen Fahrpreiserhöhungen vom 1. April dieses Jahres zurückzuführen sein. Zur Erinnerung: Durch den schlechten Aprilscherz des VBB kostet zum Beispiel eine Monatskarte ins Berliner Umland jetzt 120 Mark – statt zuvor 99 Mark. Im nächsten Jahr könnte eine weitere Erhöhung anstehen. Die BVG hatte dies bereits im Oktober gefordert, war aber zunächst zurückgepfiffen worden.

Dass so der verkehrspolitische Teufelskreis – Fahrpreiserhöhungen, weniger Fahrgäste, erneute Fahrpreiserhöhungen – durchbrochen wird, ist kaum zu erwarten. Schließlich tritt gerade das größte VBB-Unternehmen, die allseits beliebte BVG, immer dann auf die Bremse, wenn moderne Verkehrslösungen gefragt sind: Das Angebot wird ausgedünnt, die Straßenbahnen sind die langsamsten der Republik, und kaum ein Bus kommt tagsüber pünktlich, weil er im Stau steht. Auch dies Gründe für das enorme Defizit der BVG, das dem Unternehmen stets vorgehalten wird.

Es wird vermutlich noch schlimmer kommen. Denn der Spar-Senat plant, die Zuschüsse an das kommunale Unternehmen deutlich zu kürzen. Statt langfristig ein vernünftiges Verkehrskonzept ausarbeiten zu können, bleiben der BVG so nur drei schlechte Möglichkeiten, um einen Anstieg des Defizits zu verhindern: massiver Stellenabbau, Reduzierung des Angebots, Preiserhöhung.

Sicher ist: Die BVG wird sich für eine Mischung aus all dem entscheiden. Sicher ist auch: Wie man sein Ticket auch dreht und wendet – das Fahrrad bleibt die billigste Alternative. Von China lernen ... Richard Rother

Bericht Seite 20

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