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KommentarMete-Eksi-Preis

■ Der Rassismus-Vorwurf zielt ins Leere

Ist es rassistisch, wenn das Schwule Überfalltelefon bei antischwulen Gewalttaten die ethnische Herkunft der Täter thematisiert? Ja, meint das „wissenschaftlich-humanitäre komitee“ (whk), und deshalb sei die Verleihung des Mete-Eksi-Preises an das Projekt verwerflich.

Diese Vorwürfe sind von einem gut gemeinten, aber unreflektierten Antirassismus durchtränkt. Der erhebliche Anteil nicht deutscher Täter bei antischwulen Gewalttaten ist nun mal eine Tatsache – auch wenn das nicht ins Weltbild selbst ernannter Ausländerfreunde passt. Fakten dürfen nicht verschwiegen werden. Denn sie verweisen auf ein gesellschaftliches Problem. Es einfach auszublenden, führt nicht weiter.

Übergriffe türkischer oder arabischer Jugendlicher auf Schwule erfolgen aus komplexen Motiven: Die Gewalttat dient der Bestätigung der eigenen Männlichkeit, erst recht dann, wenn damit die eigene latente Homosexualität verdrängt wird. In der Herkunftskultur gelten Männer, die sich von Männern ficken lassen, als weiblich und verachtenswert. Mit dem Angriff auf schwule Männer „rächen“ sich die Jugendlichen zudem an einem schwachen Mitglied der Dominanzkultur. Eigene kränkende Diskriminierungserfahrungen werden an einer anderen diskriminierten Gruppe ausgelassen.

Der einzig erfolgversprechende Weg der Gewaltprävention ist der Dialog mit den potenziellen jugendlichen Tätern. Ziel der – völlig zu Recht erfolgten – Preisverleihung war, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Denn bekannt ist die Problematik schon seit Jahren, doch bei der Lösung hat die schwule Szene bislang ebenso versagt wie die türkische und arabische Gemeinde. Sie wichen der Debatte über das Tabuthema Homosexualität bislang aus. Die schwule Szene ihrerseits zieht sich auf ihre Opferrolle zurück und pflegt Ressentiments gegen die Tätergruppe.

Beide Seiten werden über den eigenen Schatten springen müssen. Vielleicht hilft dabei die Erkenntnis der afroamerikanischen lesbischen Schriftstellerin Audre Lorde. Sie schrieb: „Ich kann mir nicht den Luxus leisten, nur eine Form der Unterdrückung zu bekämpfen.“ Dorothee Winden

Bericht Seite 23

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