Kommentar: Fahne verpflichtet
■ Warum die Finanzierung des Methadon-programms Chefsache werden muss
Gute und schlechte Nachrichten vom Methadonprogramm überschlugen sich in dieser Woche: Dank der Substitution gibt es weniger Herointote, weniger Diebstähle und Einbrüche – einerseits. Andererseits hat sich ein Schwarzmarkt für Methadon und Polamidon entwickelt, und die Fortführung des Programmes ist gefährdet, weil ÄrztInnen zu wenig Geld dafür bekommen.
Doch selbst, dass es einen „therapeutischen Schwarzmarkt“ hervorgebracht hat, spricht nicht gegen, sondern für das Methadonprogramm. Der illegale Handel kann nur blühen, weil offenbar die Nachfrage nach dem Substitut riesig, das legale Angebot dagegen gering ist. Me-thadon bekommt nur, wer schwerstabhängig und schwer erkrankt ist. Würde der legale Zugang zum Stoff erleichtert, bräuchten KonsumentInnen ihn nicht unter der Hand am Hauptbahnhof kaufen zu gehen. Wirklich alarmierend ist deshalb nur eine Nachricht: Dass es für ÄrztInnen ein Verlustgeschäft ist, Methadon-PatientInnen zu behandeln.
Gerne brüsten sich die hiesigen Sozial- und InnenpolitikerInnen mit der Drogenpolitik, die wegweisende Projekte wie Fixerstuben und demnächst den Modellversuch zur kontrollierten Heroinfreigabe hervorgebracht hat. Schäbig wäre es deshalb, es dem Engagement einzelner ÄrztInnen zu überlassen, sich mit den Krankenkassen über die Finanzierung zu streiten.
Sozial- und Innenbehörde müssen die Finanzierung zur Chefsache erklären – wollen sie sich weiterhin das Absinken der Kriminalität und der Zahl der Drogentoten auf ihre Fahnen schreiben. Elke Spanner
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