Kommentar: Jürgen W. Hunkemann
■ Warum die Wahlchancen für die Statt Partei gar nicht so schlecht stehen
Möllemann machts vor, Hunke machts nach. Der Wahlkampf wird „kreativ, spannend, ganz anders, als man es kennt“, kündigt der Spitzenmann der Statt Partei an. Das lässt das Schlimmste befürchten, und es wird eintreffen.
Die Statt Partei an sich kann man als politische Kraft vergessen: Ein paar querulante Mittelständler, Einzelhändler und Autofahrer, geistige Kleingärtner, denen die Stadt nicht sauber genug ist, die irgendwie gegen Bürokratie sind, ohne das genau zu definieren – kaum politikfähig, ohne jede Strategie, eine zweitklassige FDP.
Was überhaupt nicht heißt, dass sie keine Chance hat, im kommenden Jahr in die Bürgerschaft einzuziehen. Und das liegt am Landeschef. Vital, sonnengebräunt, ein Privatier, der Geld in Massen hat, beim HSV mitredet und, wie es so schön heißt, in den Medien gut rüber kommt. Einer, der offen zugibt, „vom Krankenhausfinanzierungsgesetz und von der Wassertiefe der Elbe nichts zu verstehen“ und lieber über den „schlaffen Senat“, über Ordnung und Sicherheit und „neue Moral“ schwadroniert. Solche Westentaschen-Möllemänner kommen an.
Wenn sich ein Populist wie Hunke und ein Populist wie Schill in irgendeiner Form von Bündnis zusammentun würden, dann würde es gefährlich. Der eine fischt im Großbürgertum, der andere beim phobischen Kleinbürger, und gemeinsam dürfte die Fünf-Prozent-Hürde kein Problem sein.
Aber noch ist Hoffnung: Meist kracht es schnell, wenn zwei narzistische Profilneurotiker aufeinander treffen. Peter Ahrens
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