Kommentar: Klassenziel verfehlt
■ Warum AlltagsradlerInnen am Verkehr in der Hafencity mitplanen sollten
Die Art, wie die Baubehörde Verkehrsplanung für die Hafencity betreibt, ist peinlich für Hamburg. In allen Bereichen bemühen sich die Planer- und PolitikerInnen, das Rennommierviertel so modern wie möglich zu gestalten: Der Umweltausschuss diskutiert über die solare Hafencity; die Stadtentwicklungsbehörde versucht eine kleinteilige Mischung aus Büros, Wohnungen, Geschäften und Freizeit-Einrichtungen zu erreichen; es ist allgemeiner Konsens, dass die Uferzonen öffentlich zugänglich sein sollen und dass ein flexibles Vorgehen die Gefahr von megalomanischen Fehlplanungen verringern soll. All das ist zeitgemäß – nur das Konzept der Baubehörde nicht.
Um es zuzuspitzen: Mehr Radwege anzulegen, ist Verkehrspolitik von gestern, Verkehrspolitik von Leuten, die selbst nur in der Freizeit und allenfalls bei schönstem Sonnenschein zur Arbeit radeln. Wer zuerst Straßen plant und dann Radwege, produziert am Ende wieder enge, kurvige, holperige Pisten, die im Winter nicht geräumt sind. Er bringt RadlerInnen in Gefahr, von Rechtsabbiegern übersehen zu werden, weil sie hinter parkenden Autos versteckt fahren müssen. Er nervt sie mit dem unnötig langen Warten an Fußgängerampeln und erzeugt Konflikte mit Flaneuren. Er mutet ihnen zu, an zwei Ampeln zu halten, wenn sie einmal abbiegen wollen.
Wer unter solchen Umständen Rad fahren muss, ärgert sich bloß. AutofahrerInnen aus der Hafencity zum Umsteigen zu bewegen, wird auf diese Weise nicht gelingen – auch wenn die City mit ihren Büros gleich nebenan liegt. Gernot Knödler
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