Kommentar: Große Blamage
■ Warum deutsche Behörden für den Airbus über Leichen gehen
Ramsar-Generalsekretär Delmar Blasco hat den deutschen Behörden gehörig die Leviten gelesen. Er offenbart, dass diese für den Luftfahrt-Standort Finkenwerder bereit sind, über Leichen zu gehen. Er zeigt, dass ein grüner Bundesumweltminister eine internationale Konvention zum Schutz der Umwelt so nonchalant-arrogant behandelte, wie man es bisher nur von den Amerikanern gewohnt war. Und wenn es bloß die Unfähigkeit der Trittinschen Beamten gewesen sein sollte, ist es umso schlimmer.
Hamburg kann beides egal sein. Vielleicht glaubt der Senat gar, stolz sein zu dürfen, darauf, wie sich die Bundesregierung ohne Rücksicht auf Verluste für die Region eingesetzt hat. Doch der Image-Verlust des angeblichen „Weltmeisters im Umweltschutz“ Deutschland könnte, da mag Ifaw recht haben, durchaus auf die Hafenstadt abfärben. Und der Riesen-Flieger, der voll besetzt pro Passagier nur drei Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen soll, wäre seinen Heiligenschein los.
Derweil ist die rot-grüne Bundesregierung dabei, sich doppelt zu blamieren. Nicht nur, dass ihr die Rolle der Mahnerin in Umweltfragen international keiner mehr abkaufen wird. Auch im eigenen Land ist sie unglaubwürdig geworden: Bei allem Gerede von der endlich herzustellenden inneren Einheit Deutschlands hat sie sich nicht dazu durchringen können, den darbenden ostdeutschen Industriestandort Rostock zu unterstützen. Stattdessen steckt sie ihre Milliarden in die zweitreichste Region der Europäischen Union. Ein strukturpolitisches Meisterstück. Gernot Knödler
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