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KommentarUngeheuerlich

■ Warum die Informationsoffensive manchmal in die Defensive zwingt

Was Editha Zeiner gerade erlebt, ist wohl der Albtraum einer Heimleiterin. In der Einrichtung, in der sie die Chefin ist, soll ein langjähriger Mitarbeiter ihres Vertrauens wehrlose Frauen misshandelt haben. Man glaubt den Kirchendamen ihr Ensetzen über die Vorwürfe, glaubt ihnen, dass sie eher dem Angestellten als dem Leiharbeiter vertrauen. Aber egal, ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht, das Verhalten der Verantwortlichen im Bugenhagenhaus offenbart eine Ungeheuerlichkeit, die über den Einzelfall weit hinausgeht.

Weil sie sich das Furchtbare nicht vorstellen konnten oder wollten, steckten sie ihre Köpfe tief in den Sand: Wird schon nichts dran sein, der Ruf des Hauses, kann doch gar nicht sein... Derweil lassen sie die wehrlosen – ihnen anvertrauten – Frauen weiter unter der Obhut desjenigen, von dessen Unschuld sie zwar überzeugt sind, gegen den jedoch Vorwürfe vorliegen, die immerhin für eine Anklage reichen. Die BewohnerInnen erfahren aus der Zeitung von dem, was in ihrem Zuhause passiert sein soll. Viel zu spät kommt hektische Bewegung in die Sache, gehen sie den Vorwürfen nach. Das hätten sie längst tun sollen. Und dieses Krisenmanagement soll der Öffentlichkeit auch noch als große Tat verkauft werden. Ungeheuerlich.

Als Entschuldigung bieten sie Naivität an. Die mag eine ehrenamtliche Kirchenengagierte für sich in Anspruch nehmen. Eine Heimleiterin aber müsste bemerkt haben, dass das sensible Thema in Seminaren, Medien und Fachkreisen seit langem auf der Tagesordnung steht.

Sandra Wilsdorf

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