Kommentar: Einsamer Kampf
■ Warum Krista Sager zu Recht die FDP zum natürlichen Feind der Grünen erklärt
Soweit kann es kommen. Nach der Bürgerschaftswahl kann die GAL vor der Gretchenfrage stehen, ob sie um des Mitregierens willen die Senatsbänke auch noch mit der FDP teilen soll. In diese Zwickmühle will Krista Sager erst gar nicht geraten, aus guten Gründen.
Denn in einer Ampel können Grüne nur verlieren. Gegen die Phalanx aus sozial- und freidemokratischen Wettbewerbs- und Wachstumsfetischisten haben sie keinen Topf Blumen zu gewinnen, zumal keine aus ökologischem Anbau.
Schwerer noch wiegt das zweite Argument: Am Einzug der Intoleranz in die Bürgerschaft ist, so will es scheinen, kaum mehr etwas zu ändern. Schill kommt, und mit ihm die dumpfen Stimmungen vom rechten Rand. Zu verhindern ist allenfalls die Regierungsübernahme durch den gnadenlosen Richter. Und deshalb ist, zu Recht, die FDP zu prügeln. Wenn es gelänge, Schills Steigbügelhalter aus dem Rathaus fernzuhalten, wäre Rot-Grün die erneute Mehrheit sicher – keine Rechtsregierung, keine Ampel, keine Gretchenfrage.
Dafür wirft die GALionsfigur ihr gesamtes politisches Gewicht in die Waagschale, daran knüpft sie ihre Karriere. Niemand zwingt sie zu dieser Konsequenz aus politischer Analyse, und ihre Partei folgt ihr auch nicht: Keine grüne Vollbremsung vor der gelben Ampel.
Natürlich weiß Sager, dass sie ihren einsamen Kampf gegen die freidemokratische Windmühle verlieren kann. Dafür gewönne sie den Ruf, nicht um der puren Macht willen auf dem Sessel der Bürgermeisterin zu kleben. Sven-Michael Veit
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