Kommentar: Unaufgeregt
■ Warum die GAL sich über den Parteitagsbeschluss nicht streitet
Die breite Zustimmung der GALierInnen zum Afghanistan-Beschluss auf dem Bundesparteitag in Rostock erscheint auf den ersten Blick überraschend. Auf den zweiten Blick lassen sich jedoch leicht plausible Gründe dafür finden, dass die Debatte um den Kriegseinsatz nicht zu öffentlichem Streit in der GAL geführt hat.
Den ersten teilt sie mit der Bundespartei: Die Angst vor dem Untergang, dem Versinken in der parlamentarisch-politischen Bedeutungslosigkeit, die ihnen Meinungsforscher prophezeiten – geteilte Meinungen in der Bevölkerung hin oder her.
Den zweiten nannte Ulrich Cremer: Die radikalen Pazifis-ten sind schon ausgetreten. In Hamburg hat sich das durch die Gründung des Regenbogens wohl am deutlichsten bemerkbar gemacht. Kompromisse sind seither etwas leichter zu erzielen.
Drittens dürfte der Schock der Bürgerschaftswahl eine Rolle spielen. Die GAL hat es im Wahlkampf ebenso wenig wie die SPD geschafft, die Arena mit den eigenen Themen zu besetzen. Überdies wanderten mehr WählerInnen nach rechts als nach links ab.
Beides setzt die Partei unter Veränderungsdruck. Jetzt stellt sich die Frage, ob sich dieser auch in einer Änderung der Parteistruktur niederschlagen wird, das heißt, ob die Partei künftig auf eine paritätisch besetzte Doppelspitze verzichtet.
Der Seufzer: „Wen kann man denn jetzt noch wählen“, ist übrigens unsinnig. Schließlich gibt es für radikale Pazifisten immer noch die PDS und den Regenbogen. Aber auch diese Entscheidung erfordert Kompromisse. Gernot Knödler
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