Kommentar: Politischer Alzheimer
■ Warum sich die CDU der Ahnungslosigkeit der Schill-Leute nähert
In immer mehr Bereichen scheint die CDU der Sachverstand, den sie in der Opposition zuweilen erkennen ließ, zu verlassen. Die Argumentation des Abgeordneten Wersich, die Drogenhilfe sei mit Schuld an der steigenden Anzahl Süchtiger, ist dafür ein Beleg. Wie lässt sich diese spezielle Form von Alzheimer erklären? Vielleicht ist es die Macht, die arrogant macht gegenüber differenzierten Argumenten. Wahrscheinlich aber ist es eher die institutionalisierte Ahnungslosigkeit des Schill-Personals: Um diese zu kaschieren, nähert sich die CDU ihr an.
Der Vorwurf an die Drogenhilfe ist derart absurd, dass man ihn ignorieren möchte – säßen nicht seine Urheber am Geldhahn, den sie den Einrichtungen zudrehen können. Deshalb noch einmal für Anfänger: Niemand nimmt Drogen, nur weil es ein Angebot daran gibt. Und noch viel weniger, weil er im Vorwege die Risiken abwägt und feststellt, dass ihm – sollte er abhängig werden – geholfen wird.
Auch die Qualität der Hilfe allein an der Anzahl der Süchtigen zu messen, ist unseriös. Ebenso könnte man dann Krankenhäusern die Schuld geben, wenn die Zahl der Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zunimmt.
Deshalb dient die Theorie von Rehaag und Wersich auch nur dazu, kommende Kürzungen in der Suchthilfe ideologisch abzusichern – was ohnehin nichts bringt, kann man getrost streichen. Bleibt nur die Frage, wie der Senat in vier Jahren erklären will, dass die Zahl der Süchtigen weiter gestiegen ist. Aber da fällt Herrn Reehaag sicher etwas ein. Zur Not schrubbt man ein bisschen an der Statistik. Davon wenigstens haben die Schillianer Ahnung. Heike Dierbach
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