Kommentar zur abgesagten NPD-Demo: Doppelte Schlappe für Nazis

Weil die NPD-Demo ausfällt, kann man sich politisch auf das konzentrieren, was der 1. Mai eigentlich ist: ein Tag für faire Arbeit, für Umverteilung, für die Macht von unten.

Es ist eine zweifache Niederlage für die NPD: Am Samstag hatten 6.000 Menschen verhindert, dass rund 100 Nazis auch nur einen Fuß nach Kreuzberg setzen konnten. Nichts anderes als eine Kapitulation ist es nun, dass die Nazis ihre für den 1. Mai geplante Demonstration durch Neukölln gleich ganz sein lassen.

Typisch allerdings, dass sie trotz der Blamage aus scheinbar sicherer Entfernung noch große Töne spuckten beziehungsweise spucken wollen: Am Samstag lief ein kümmerlicher Haufen noch weitab von seinem eigentlichen Ziel in Adlershof. Für den 1. Mai scheint bisher zwar nicht für eine Ausweichroute in Berlin oder Brandenburg mobilisiert zu werden. Kleinere Provokationen aber könnte es geben.

Für Nazis nichts zu holen

Die linke Szene darf ihren Erfolg nun ruhig feiern: Die Rechten wurden souverän in die Schranken verwiesen – in der Berliner Innenstadt ist für sie nichts zu holen. Zugleich dürfen die Nazis aber auch in gefühlten Homezones nicht an Boden gutmachen: je mehr Gegenwehr, desto besser.

Für den 1. Mai in Berlin jedenfalls gibt es nun ein gemeinsames Feindbild weniger: Aktionen wie im vergangenen Jahr, als sich Aktivisten auf der Straße festbetoniert hatten, um den Aufmarsch der Rechten zu verhindern, sowie die vielen Demos gegen die NPD sind erst einmal nicht nötig.

Wer will, kann am Donnerstag also einfach feiern und die Sonne genießen – oder sich politisch auf das konzentrieren, was der 1. Mai eigentlich ist: ein Tag für faire Arbeit, für Umverteilung, für die Macht von unten.

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war Chefin vom Dienst in der Berlinredaktion, hat die Seite Eins gemacht und arbeitet jetzt als Redakteurin für Geschlechterpolitik im Inland. 2019 erschien von ihr (mit M. Gürgen, S. am Orde, C. Jakob und N. Horaczek) "Angriff auf Europa - die Internationale des Rechtspopulismus" im Ch. Links Verlag. Im März 2022 erscheint mit Gesine Agena und Dinah Riese "Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte" im Verlag Klaus Wagenbach.

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