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Kommentar zur Zukunft der ElfenbeinküsteWas Ouattara tun muss

Dominic Johnson
Kommentar von Dominic Johnson

Wildgewordene Streitkräfte, das Verhältnis zu Frankreich - die Liste der Anforderungen an Präsident Ouattara ist lang und unrealistisch. Auf ihn wartet ein Drahtseilakt.

D er Krieg ist vorbei, aber die Elfenbeinküste zu regieren ist für Präsident Alassane Ouattara nach der Festnahme seines Widersachers Laurent Gbagbo ein Drahtseilakt. Zunächst einmal steht Gbagbos Schicksal im Rampenlicht. Noch immer gibt es Tausende bewaffnete Anhänger Gbagbos, die bei der geringsten Provokation losschlagen würden.

Doch wenn sich Ouattara allzu sehr auf Gbagbo konzentriert, werden seine eigenen Anhänger unruhig, vor allem die Rebellengeneräle, die für ihn Abidjan erobert haben und die nun erwarten, dass ihnen die Ehrenlogen der Macht zukommen, die bislang der Gbagbo-Elite vorbehalten waren. Es gibt bereits erste Berichte über Unstimmigkeiten zwischen den beiden Generälen Coulibaly und Wattao, von denen der erste in Abidjan den Widerstand gegen Gbagbo organisierte, der zweite den Blitzfeldzug aus dem Norden anführte.

Und die Kriegsherren, die im Westen des Landes Massaker begangen haben, lassen sich möglicherweise gar nicht mehr einfangen. Außerdem muss Ouattara dringend sein Verhältnis zu Frankreich klären. Ohne das entschlossene Eingreifen des französischen Militärs würde Gbagbo immer noch Krieg führen.

Bild: taz
Dominic Johnson

DOMINIC JOHNSON ist Afrika-Korrespondent der taz.

Eigentlich müsste Ouattara jetzt die Franzosen nach Hause schicken, die wildgewordenen Teile seiner Streitkräfte demobilisieren, die restlichen Gbagbo-Milizen bekämpfen, Gbagbos Parteigänger in die Regierung aufnehmen, kompetente parteilose Technokraten ins Kabinett holen, die Kriegsverbrecher beider Seiten vor Gericht stellen, Amnestie anbieten und den Wiederaufbau des Landes vorantreiben. Das entspricht der Summe der Forderungen, die jetzt von allen Seiten auf ihn einprasseln. Und es ist unrealistisch. Man kann höchstens froh sein, wenn jetzt der Frieden hält.

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Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.
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3 Kommentare

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  • PU
    Paris und IWF bestimmen Wahlergebnis

    Outtara hat in seiner Funktion als Mitarbeiter des IWF schon mehreren afrikanischen Ländern eine neoliberale Roßkur (Neusprech: 'Strukturanpassungsprogramme') verpasst: Durch Marktöffnung, Privatisierung, Deregulierung und Ausverkauf von natürlichen Recourcen profitieren vor allem die reichen Industrieländer und ausländische Konzerne während große Teile der Bevölkerung in soziales Elend stürzen. Dies ist natürlich genau der richtige Mann für Frankreich: Unterwürfig gegenüber seinen Einflüsterern aus Paris und dem IWF, entgegenkommend was den Ausverkauf des Landes angeht. Selbstverständlich hat er jede Wahl gewonnen - alles andere kann nur Wahlbetrug sein.

  • RP
    ralph podzwadowski

    Da staunt man, das Hr.Johnson, das schon weis und auch berichtet!Coubaly(IB) liegt aber nicht nur mit Wattao, sondern auch mit Ouattara/Soro im Clinch und sogar schon in Gefechten(abobo/yopougon). Darueberhinaus ist auch das Militaercamp Agban(offiziel ca. 15.000 Mann) noch loyal, was bedeutet sie erkennen, lt.ivorischer Verfassung, nur Mamadou Coubaly(Praesident assamble national)an. Dort finden Verhandlungsgespraeche statt.

    Nun schreiben viele Medien ueber die (nun doch boesen)"Geister" die Ouattara und die internationale Gemeinschaft heraufbeschworen. Und niemand weis nun wie das weitergeht bzw. wieder befriedet werden soll. Das bringt nun doch mal etwas Ehrlichkeit in die Angelegenheit.

    Alle immer wieder angebotenen Versuche( aus Gbagbo's Umfeld)sind NIE ernsthaft diskutiert oder beachtet worden. Er selber waere sogar auch zum Ruecktritt bereit gewesen, wenn Ouattara und Bedie mitgefolgt waeren(familaere Quelle und natuerlich auch ueber die diplomatischen Kanaele signalisiert; aber bekanntermassen wird sowas nicht veroeffentlicht oder zugegeben, das passt nicht so ins Bild eines "Diktators" der nun zusammen mit seiner Mama,Frau,Kindern,Verwandten und Freunden weggebombt und(von den-bestreitenden- Franzosen) den Rebellen zunaechst"uebergeben" wurde).

    Aber was nun?? Alle gehen wieder zur Arbeit?? feiern gar ihre Befreiung?? das Leben kehrt zurueck??

    Alle die die Moeglichkeit haben fluechten nach LIberia,Ghana,Togo, Benin usw.- und die Maenner bleiben.(warum?)

    Am 12.4 fanden ethnische Saueberungen in Yopougon statt, lt. Augenzeugen mind. 80 Tote und tausende gefluechtet(wohin,irgendwohin sogar zur UN/die sind informiert worden und...nix; aber ne Ban Ki Moon Ansprache und sein Telefongespraech mit Ouattara gab's; das hat bestimmt geholfen).

    Realitaetsverluste und die "offizielle Wahrheit"sind (leider nur in den Medien)allgegenwaertig.

    Nur kurz: lt. Soro sind im Westen(Toulepleu,Duekue ua) die dortige Ethnie(guere) von der eigenen "gbagbotreuen"Ethnie und (von gbagbo bezahlten)liberischen milizen geschlachtet worden.

    Einleuchtend, aber nur wenn man kein guere ist(oder kommt das auch anderen "seltsam" vor?)

  • N
    Nachdenker

    Es gibt Menschen, die schon lange sagen: "Mit Ouattara kommen die alten Kolonialherren (also Frankreich) wieder!" Es gibt auch Menschen, die sagen: "Ouattara und Frankreich bringen die alten französischen Menschenrechtsideale in die Elfenbeinküste." Ich bin vor allem gespannt. Und ich bin weit weniger euphorisch als all die Kommentare von Dominic Johnson zur Elfenbeinküste und der Rolle Ouattaras.