Kommentar zur Zukunft der Elfenbeinküste: Was Ouattara tun muss
Wildgewordene Streitkräfte, das Verhältnis zu Frankreich - die Liste der Anforderungen an Präsident Ouattara ist lang und unrealistisch. Auf ihn wartet ein Drahtseilakt.
D er Krieg ist vorbei, aber die Elfenbeinküste zu regieren ist für Präsident Alassane Ouattara nach der Festnahme seines Widersachers Laurent Gbagbo ein Drahtseilakt. Zunächst einmal steht Gbagbos Schicksal im Rampenlicht. Noch immer gibt es Tausende bewaffnete Anhänger Gbagbos, die bei der geringsten Provokation losschlagen würden.
Doch wenn sich Ouattara allzu sehr auf Gbagbo konzentriert, werden seine eigenen Anhänger unruhig, vor allem die Rebellengeneräle, die für ihn Abidjan erobert haben und die nun erwarten, dass ihnen die Ehrenlogen der Macht zukommen, die bislang der Gbagbo-Elite vorbehalten waren. Es gibt bereits erste Berichte über Unstimmigkeiten zwischen den beiden Generälen Coulibaly und Wattao, von denen der erste in Abidjan den Widerstand gegen Gbagbo organisierte, der zweite den Blitzfeldzug aus dem Norden anführte.
Und die Kriegsherren, die im Westen des Landes Massaker begangen haben, lassen sich möglicherweise gar nicht mehr einfangen. Außerdem muss Ouattara dringend sein Verhältnis zu Frankreich klären. Ohne das entschlossene Eingreifen des französischen Militärs würde Gbagbo immer noch Krieg führen.
DOMINIC JOHNSON ist Afrika-Korrespondent der taz.
Eigentlich müsste Ouattara jetzt die Franzosen nach Hause schicken, die wildgewordenen Teile seiner Streitkräfte demobilisieren, die restlichen Gbagbo-Milizen bekämpfen, Gbagbos Parteigänger in die Regierung aufnehmen, kompetente parteilose Technokraten ins Kabinett holen, die Kriegsverbrecher beider Seiten vor Gericht stellen, Amnestie anbieten und den Wiederaufbau des Landes vorantreiben. Das entspricht der Summe der Forderungen, die jetzt von allen Seiten auf ihn einprasseln. Und es ist unrealistisch. Man kann höchstens froh sein, wenn jetzt der Frieden hält.
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