Kommentar zur Sarrazin-Entscheidung der SPD: Die verstummte Partei
Die SPD duckt sich in Sachen Sarrazin weg - mitten im Wahlkampf
M acht die SPD gerade irgendetwas richtig? Klar, wer genau hinguckt, wird bestimmt was finden. Vielleicht einen Mitarbeiter, der in der Parteizentrale einen formidablen Kaffee kocht. Aber sonst? Na? Noch mal nachschauen. Nein. Sorry. Fehlanzeige.
Die Partei quält sich mit der Causa Sarrazin. Weil ihr das unangenehm ist, soll keiner gucken. Erst trifft sich die Parteiausschlussschiedskommission am Abend des Gründonnerstags. An Ostern guckt schließlich keiner so genau hin. Und für den Fall, dass trotzdem jemand auf die Idee kommt, nachzufragen, verordnen sich die Entscheider einen Maulkorb. Spitzenpolitiker wie der Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel oder der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit weilen zudem gerade in Urlaub. Müssen also gar nichts sagen wollen. Sehr praktisch.
Als dennoch ein Sturm der Empörung losbricht, greift die Partei erneut zu ihrem aktuellen Wundermittel: dem Maulkorb. Thilo Sarrazin darf zwar Sozialdemokrat bleiben, aber nichts mehr sagen. Zumindest nicht auf Parteiveranstaltungen. Traurig, traurig. Die SPD, ein schlechter Witz ohne Worte.
SPD fällt nichts mehr ein
Eine Begründung, warum Sarrazin aus der Partei fliegen muss, selbst auf die Gefahr hin, dass das Wähler kostet, hätte man sich gewünscht. An einer stichhaltigen Darlegung, warum er trotz alledem Sozialdemokrat sein soll, hätte man sich immerhin reiben können. Denn in der Politik zählt nur eins: das ausgesprochene Argument. Deshalb geht der Exsenator mit seinen ekelhaften Thesen weiter auf Lesetour. Doch der SPD fällt dazu lieber nichts mehr ein.
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