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Kommentar zum Väter-UrteilRecht auf den leiblichen Vater

Gerichte stärken Väterrechte immer mehr. Und das ist richtig so. Denn irgendwann muss die Wahrheit auf den Tisch, auch wenn es den Eltern schwerfällt.

D ie Väterrechte sind in diesem Jahr so gestärkt worden wie noch nie, und zwar in Straßburg wie auch in Karlsruhe. Jetzt hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte erneut für einen Vater entschieden. Das Gericht hat das Abstammungsrecht über das Familienrecht gestellt. Und das ist richtig so, auch wenn der verhandelte Fall sehr eigen ist.

Wird in Deutschland in einer Ehe ein Kind geboren, so gilt rechtlich der Ehemann als Vater - auch dann, wenn er nicht der leibliche Vater ist. Es sei denn, alle drei Betroffenen - Mutter, biologischer und rechtlicher Vater - geben bei der Vaterschaftsanerkennung den leiblichen Vater als Vater an.

Das haben alle Beteiligten in diesem Fall nicht getan. Dem Ehepaar ist das nicht vorzuwerfen. Es gibt viele Gründe, Kindern ein weitestgehend sorgenfreies Heim bieten und sie nicht mit dieser Information belasten zu wollen. Auch wenn diese Familie keine klassische Familie ist.

Bild: privat

Simone Schmollack ist taz-Redakteurin für Frauen- und Geschlechterpolitik.

Aber irgendwann muss die Wahrheit auf den Tisch, auch wenn es den Eltern schwerfällt. Denn irgendwann werden auch diese Kinder die Frage stellen: Wer sind wir? Wer ist unser leiblicher Vater? Diese Fragen werden die Kinder insbesondere dann stellen, wenn sie schon auf den ersten Blick kaum Ähnlichkeiten mit ihren Geschwistern aufweisen.

Die Eltern sollten den Kindern die Antworten nicht verweigern, und sie dürfen ihnen auch nicht den Kontakt zum leiblichen Vater verwehren. Es gehört zum Recht eines jedes Menschen zu erfahren, wo er herkommt. Aus der Adoptionsforschung ist bekannt, dass Kinder ein Leben lang daran leiden können, wenn sie dies nicht erfahren. Bekannt ist auch, dass es den meisten Kindern reicht, den unbekannten Elternteil kennenzulernen. Als Eltern gelten für sie trotzdem diejenigen, die sich tagtäglich um sie kümmern.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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3 Kommentare

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  • S
    Steffi

    @ Marina:

    Ja, meines Wissens ist das rechtlich ganz eindeutig. Beides ist der Fall.

    Konkret kann das - je nachdem, wieviel Aufwand von beiden Seiten und / oder vom Vermittler betrieben wurde, die Anonymität zu wahren - sicher beliebig kompliziert werden, das Kind oder den Vater aufzutreiben.

    Aber das Recht aufeinander besteht, ganz einfach durch die biologische Verwandschaft.

     

    Genauso besteht auch rein rechtlich ein Unterhaltsanspruch, auch wenn keine beteiligte Seite das will. Deswegen sind Samenspender in der Regel nicht bereit, an arme Frauen zu spenden, weil sie sich da nicht sicher sind, dass sie sich auf diesen rechtlichen Anspruch nicht doch irgendwann besinnt.

  • M
    Marina

    Neugierige Frage: Was ist mit Kindern, die durch eine Samenspende gezeugt wurden? Haben somit alle Samenspender das Recht, alle ihre gezeugten Kinder zu sehen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben? Und haben alle deren Kinder das Recht, sie kennen zu lernen - ganz egal, ob bei der Samenspende Anonymität zugesprochen wurde oder nicht?

  • JK
    Jörg Kaufmann

    Dem Herrn Prantl von der Süddeutschen haben Sie mit diesen Kommentar gezeigt, das zu diesem Thema differenziertes Denken gehört und nicht pauschale Mitleidtuerei.

     

    Danke dafür!