Kommentar zum Klimawandel: Berlin braucht mehr Durchzug
Der Klimawandel heizt Berlin ungleich mehr auf als das Umland. Deshalb muss der der Senat die Rolle der sogenannten Kaltluftschneisen untersuchen lassen.
Ein Glücklicher, der in heißen Sommertagen eine Wohnung mit Fenstern nach zwei Seiten hat. Werden die eigenen vier Wände zur Sauna, hilft Durchzug. So einfach ist das und viel billiger als eine Klimaanlage.
Durchzug, das ist nicht nur das Stichwort für die eigene Wohnung, sondern auch für die Stadt. Der Klimawandel heizt Berlin nämlich ungleich mehr auf als das Umland. Keine gute Aussicht: So viele Fenster zum Lüften gibt es nämlich gar nicht.
Es ist deshalb richtig, wenn der Senat nicht nur die Auswirkungen des Klimawandels auf Berlin untersuchen lässt, sondern auch die Rolle der sogenannten Kaltluftschneisen. Das sind riesige Grünflächen wie der Tiergarten oder auch Bahntrassen, die sich vom Umland bis in die Stadt ziehen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie für Berlin in etwa das Gleiche bewirken wie der Durchzug in der Wohnung: Sie bringen angenehme Kühle.
So weit die Theorie. Die Praxis sieht jedoch so aus, dass die Stadtplanung nicht der Untersuchung folgt, sondern die Untersuchung der Planung. Das betrifft vor allem die Flächen der Flughäfen Tempelhof und Tegel, die bald schließen werden. Zwar will auch der Senat die beiden "Kühlschränke" der Stadt erhalten, gebaut werden soll aber trotzdem - am Rand.
Zu spät jedoch kommt die Untersuchung für viele Bahnflächen. Was heute nicht mehr gebraucht wird, kann morgen schon zugebaut sein. In Pankow zum Beispiel würde damit eine Kaltluftschneise verschwinden, die vom S-Bahnhof Pankow bis nach Heinersdorf reicht.
Es reicht also nicht, den Klimaschutz im Nachhinein zu untersuchen. Vielmehr muss er ein planerischer Faktor werden. Tausende von Hitzetoten wie zuletzt in Paris können in Berlin vermieden werden.
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