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Kommentar zum KarnevalProfitieren, ohne zu unterstützen

Kommentar von Alke Wierth

Das Verhalten des Senats zeigt, wie unwichtig ihm der Karneval und seine ProtagonistInnen tatsächlich ist.

D as war ein kurzer Freudenrausch für die vielen tausend TeilnehmerInnen des Karnevals der Kulturen – und ein böses Erwachen. Es sei geplant, die Umzugsgruppen künftig finanziell zu fördern, hieß es kürzlich aus dem Büro des Kulturstaatssekretärs. Nein, sagt nun Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD): stimmt nicht. Sie habe dafür kein Geld.

Das ist bitter für die Gruppen, deren Mitglieder oft aus eigener Tasche in das Event investieren – das Berlin, wie die Investitionsbank vergangenes Jahr errechnete, ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt von über 50 Millionen Euro beschert. Dabei steckt die Stadt gerade mal 270.000 Euro aus dem eigenen Haushalt in das Multikulti-Fest, das allein mit dem Umzug jährlich über 700.000 Besucher anlockt.

„Ausbeutung“ sei das

„Ausbeutung“ sei das, hatte die afrobrasilianische Tanzgruppe Afoxe Loni letztes Jahr konstatiert, dass Berlin zwar vom ehrenamtlichen Engagement seiner migrantischen Bewohner derart profitiere, sie dabei aber nicht unterstützen will. Zum ersten Mal wird die Gruppe, die den Karneval 15 Jahre lang anführte, deshalb nun nicht dabei sein.

Andere werden folgen, das steht fest. Nicht nur, weil sie die Beteiligung finanziell nicht stemmen können. Auch das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, dürfte viele stören. Und das hat Senatorin Kolat nun verstärkt: nicht nur, weil sie in einer Stadt, die Milliarden für einen Flughafen versenkt, nicht einige zehntausend Euro für das Weltkulturfest aufbringt. Sie hat sich auch mit dem Dementi der Nachricht, es gebe Geld, mehrere Tage Zeit gelassen. Das zeigt, wie unwichtig der Karneval und seine ProtagonistInnen dieser Stadt tatsächlich sind.

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Kolumnistin taz.stadtland
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3 Kommentare

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  • GN
    Graf Nitz

    Vielleicht hat ja Integrationssenatorin Dilek Kolat auch einfach kein Interesse daran, so ein unkeusches und unislamisches Fest zu unterstützen.

     

    Das muss man respektieren.

  • S
    Sara

    Der Karneval der Kulturen beschert Berlin

    "wie die Investitionsbank vergangenes Jahr errechnete, ein zusätzliches Bruttoinlandsprodukt von über 50 Millionen Euro" .

     

    Von den 50 Mio. Euro profitieren ja wohl hauptsächlich Hotels und Hostels, also die Tourismusbranche und Restaurants. Die müssten den Karneval also auch sponsern.

     

    Außerdem müsste die Toursmusbranche gemeinsam mit dem Senat ENDLICH flächendeckend dauerhaft (!) kostenlose öffentliche Toilletten in Berlin finanzieren, damit die Touristen nicht wie z.T. in Kreuzberg überall hinpinkeln.

     

    Auf eine dementsprechende Anfrage bei der für Tourismus zuständigen Abgeordneten der Grünen (!) kam nur die realitätsferne Antwort es gäbe doch genug kulante Restaurantbesitzer etc. , die Leute umsonst auf Toilette gehen lassen würden.

     

    Das hat gezeigt wie abgehoben und vollkommen realitätsfern selbst eine angebliche Oppositionsabgeordnete der Grünen im Abgeordnetenhaus heute ist.

     

    Der Rot-Rote Senat hatte 10 Mio. Euro für die bekloppte Imagekampagne "sei berlin"verschwendet. Der Karneval macht jährlich kostenlos eine riesige imagekampagne für ein tolerantes Berlin!

     

    Die einzige Lösung bestünde darin, das die initiierenden Leute den Karneval kpünftig sein lassen, wenn sie kein Geld von der Tourismusbranche und Senat kriegen.

  • C
    chrisfre

    Der Karneval der Kulturen ist weitgehend zum touristischen Spektakel und Würstchenbudenevent verkommen und hat kaum noch Synergiewirkung, was Integration angeht. Die findet eher in Projekten der Quartiere statt. Warum also sollte er gefördert werden?