Kommentar zum Dilemma der Polizei: Bloß keine Panik schieben

Am Dienstagnachmittag stellte sich heraus, dass der Täter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt vielleicht noch auf freiem Fuß ist.

Erhöht dieser Anblick das Sicherheitsgefühl? Foto: dpa

Noch am Dienstagmittag zeigte sich die Berliner Polizei von ihrer stolzen Seite. „Wir wissen Ihre vielen #Danke-Tweets, die uns erreichen, zu schätzen, wünschen uns aber, dass sie weniger zahlreich wären.“

Ja, die Polizei hat am Montagabend einen tollen Job gemacht, so wie auch die Feuerwehr und die Krankenhäuser einen tollen Job gemacht haben. In einer Stadt, in der so manches nicht klappt, ist das eine gute Nachricht.

Doch schon am Nachmittag mischte sich in die Tweets der Polizei ein anderer Ton: „Gehen Sie verdächtigen Beobachtungen zu Ihrer eigenen Sicherheit bitte nicht selbst nach – dafür sind wir da.“

Dazwischen lag eine Pressekonferenz, in der Generalbundesanwalt Peter Frank einräumen musste, dass der Täter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz womöglich doch noch nicht gefasst sei. „Wir sind hoch alarmiert“, sagte Frank. Allerdings wollte Deutschlands oberster Ermittler nicht bestätigen, dass der Täter womöglich bewaffnet frei in Berlin herumlaufe. Die Botschaft: Bloß keine Panik.

Erstaunlicher Fatalismus

Als nach den Anschlägen in Brüssel nicht alle Täter gefasst wurden, wurde der U-Bahn-Verkehr eingestellt. Über eine solche Maßnahme lässt sich streiten. Berlin hat am Dienstagnachmittag auf drastische Maßnahmen verzichtet und lediglich die Polizeipräsenz hochgefahren. So wolle man mögliche Nachahmungstäter abschrecken, hieß es zur Begründung.

Oder ist doch alles nur Symbolpolitik? Polizeipräsident Klaus Kandt hat auf das ganze Dilemma der Sicherheitskräfte hingewiesen. Die allgemeine Terrorgefahr sei heute aber nicht größer als vor der Tat, sie habe sich nur am Montag manifestiert. So fatalistisch hat man die Polizei bislang nicht gekannt im Umgang mit der Terrorgefahr. Aber wie gesagt: Vielleicht ist das Wichtigste gerade etwas anderes. Bloß keine Panik schieben und alle am Abend ruhig nach Hause gehen.

Und morgen ist dann ein anderer Tag. Oder auch nicht.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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