piwik no script img

Kommentar zum BER-AufsichtsratEin verlorenes Jahr

Bert Schulz
Kommentar von Bert Schulz

Der Mann, der politisch für das Flughafen-Debakel verantwortlich ist, darf wieder ran - weil kein anderer wollte. Das ist erschreckend.

Wowereit ist wieder am Start. Bild: dpa

A m Ende von 2013 ist alles wieder wie zu Jahresanfang: Klaus Wowereit ist Regierender Bürgermeister, Aufsichtsratschef des BER und gefühlt oberster SPDler der Stadt. Wie konnte das passieren?

Rückblick: Das Jahr ist gerade sechs Tage alt, als eine erneute Verschiebung des Flughafeneröffnungstermins bekannt wird. Zwei Tage später tritt Wowereit als Aufsichtsratschef zurück; es kursieren Gerüchte, er wolle auch als Regierender aufhören. Monatelang wird über Nachfolger spekuliert. Deren Problem: Für jeden gibt es einen Grund, warum er oder sie es auf keinen Fall werden kann.

Wowereits Nachfolger als Aufsichtsratsboss wird Matthias Platzeck, der sein politisches Schicksal mit dem des Flughafens verknüpft. Dummerweise holt ihn sein gesundheitliches Schicksal schneller ein, als der BER-Bau voranschreiten kann. Wieder wird spekuliert, wer es noch machen könnte. Wieder bleibt nur Wowereit übrig.

Dünne Personaldecke

Man kann das gut finden, weil er der Mann mit der meisten BER-Erfahrung ist. Oder schlecht, weil der 60-Jährige einer der für das Debakel politisch Verantwortlichen ist. Vor allem aber zeigen beide Nachfolgedebatten, wie dünn die Personaldecke in Brandenburg und Berlin ist. Auch hat es Wowereit nicht geschafft, in zwölf Jahren einen Nachfolger aufzubauen. Die SPD nimmt das ergeben hin. Diese Alternativlosigkeit lähmt das politische Leben, sogar die Opposition. Am Ende von 2013 ist alles wieder wie zu Jahresanfang: Kein Fortschritt, nirgends.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!