Kommentar (zu S.22): Tumbe Bremer Elite
■ Gäste blamierten sich bei Polit-Podium
Bremens Elite durfte auf Einladung zweier Unternehmerverbände in der Bremer Bank die Politik-Spitzen bei ihrer Podiumsdiskussion über die Zwischenbilanz der Großen Koalition bestaunen. Wer sich aber von den 900 Stützen aus Wirtschaft und Gesellschaft Impulse für die öffentliche Debatte über die drängenden Zukunftsfragen der Stadt erhofft hatte, wurde bitter enttäuscht. Und auf dem Podium verschwand möglicherweise vorhandenes Niveau unter klebrigen Harmoniebekundungen von SPD-Scherf und CDU-Nölle.
Tote, selbstzufriedene Stille herrschte in der Kassenhalle. Beifall erntete ein vor sich hindämmernder AfB-Mann Friedo Rebers mit populistischen Sprüchen über Großmarktverlagerung, Straßenbahnlinie 4 und Verkehrsbehinderungen in der City. Die zaghaften Andeutungen von Henning Scherf oder der grünen Helga Trüpel über die drohenden Riß in der Gesellschaft entlockte der versammelten Bremer Society nur ein müdes Gähnen. Aber auch zur kurzen Debatte um die Wirtschaftspolitik herrschte Schweigen im Saal.
Niemand der angeblich so dynamischen Wirtschaftsleute, die sonst stets um Geld und politische Hilfe vorstellig werden, hatte Fragen oder Anregungen. Es muß befürchtet werden, daß die Politiker doch noch ein bißchen fitter sind als die Elite Bremischer Kaufleute, für die öffentliche Debatte nichts mehr zu sein scheint als Event-Kultur, die es zu konsumieren gilt. Joachim Fahrun
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