Kommentar zu Deutsch-Klassen: Eliteklassen sind der falsche Weg

Kinder nach ihrer Bildung einzuteilen, ist kontraproduktiv. Schulen sollten nicht für Elternhäuser bestrafen, sondern einen Ausgleich dazu schaffen.

Die Idee, Extraklassen für deutsche und gut Deutsch sprechende Kinder einzurichten, wird von Berlins Sozialdemokratie von Bildungssenator bis zum Regierenden Bürgermeister einhellig begrüßt. Das lässt böse ahnen, was mit der in der Schulreform angekündigten "Binnendifferenzierung" tatsächlich gemeint sein mag. Die Gründe der Schule sind nachvollziehbar. Aber der Weg, den sie einschlägt, ist falsch.

Manche Eltern fürchten: In Klassen mit schlecht Deutsch sprechenden Migrantenkindern könnten ihre Kinder auch Deutsch verlernen. Doch das ist unbegründet. Wer einmal gutes Deutsch gelernt hat, verlernt dies so leicht nicht.

Ein anderes Argument muss ernster genommen werden: Wenn von 25 Kindern eben nur zehn zu Hause Bücher lesen oder mal ins Museum gehen, fürchten deren Eltern, dass sie der Klasse zwar Input geben, aber selber wenig mitnehmen können. Das stimmt nicht ganz, denn auch der Kontakt zu Kindern aus ganz anderen Familien bringt ja neue Erfahrungen und Gewinn. Dennoch sinkt unter solchen Bedingungen das Maß an Input, das SchülerInnen in ihre Klasse mitbringen.

Die Lösung dieses Problems kann aber nicht darin liegen, Kinder nach der Bildung, die sie bereits mitbringen, zu sortieren und sie damit für Elternhäuser zu belohnen oder zu bestrafen, für die sie gar nichts können.

Nein: Hier Ausgleich zu schaffen ist exakt Aufgabe von Schule. Es gibt sie ja gerade, um Kindern, deren Elternhäuser nicht für privaten Unterricht sorgen können, Bildung zu ermöglichen.

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