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Kommentar von Wai Mar Naing zum chinesischen Einfluss in MyanmarMyanmar darf sich nicht von China abhängig machen

Wai Mar Naing,

26, ist Moderatorin und Reporterin beim Myanmar International TV in Yangon.

Obwohl Myanmars Regierung viele Wirtschaftsreformen durchführt, wirken sich innenpolitische Konflikte und die schlechte Infrastruktur auf Politik und Gesellschaft aus. China spielt als größter ausländischer Investor eine zentrale Rolle, weil Myanmars Beziehungen zu westlichen Staaten als Folge der gewaltsamen Vertreibung der Rohingya eingefroren sind. Deshalb ist Myanmar immer engere Verbindungen mit China eingegangen. Das geht mit wachsender Abhängigkeit einher. Die Volksrepublik kann so infolge der Rohingya-Krise ihre wirtschaftliche Dominanz in Südostasien ausbauen. Denn anders als Europa und die USA kritisiert China Myanmars Innenpolitik nicht.

Diplomatische Beziehungen zwischen China und Myanmar bestehen schon seit den frühen 1950er Jahren. Man kann das Verhältnis beider Staaten „brüderlich“ nennen. Beide pflegen diese Beziehung, China hat nicht nur wirtschaftlich in Myanmar investiert, sondern unterhält auch gute Beziehungen zu den Organisationen der (bewaffneten) ethnischen Minderheiten im Land und will so den Friedensprozess vorantreiben. Doch stehen für Peking ökonomische Interessen im Mittelpunkt. Myanmar hat viele natürliche Ressourcen, die für China attraktiv sind.

Myanmar ist zudem strategisch gut gelegen zwischen China, Indien, den Asean-Staaten und anderen internationalen Märkten durch seine Häfen am Golf von Bengalen und der Andamanensee. In Chinas Belt and Road Initiative (BRI), dem auch als neue Seidenstraße bekannten Prestigeprojekt von Staats- und Parteichef Xi Jinping, spielt Myanmar geografisch eine Schlüsselposition genau wegen seiner Brückenfunktion zwischen Südasien, Südostasien, dem Indischen Ozean und der westchinesischen Provinz Yunnan.

Doch Chinas wachsende Macht kann sich in Myanmar auch negativ auf den Übergang zu einer demokratischen Gesellschaft auswirken. Chinas Interessen liegen vor allem in der Sicherheitspolitik, bei Handel und Rohstoffextraktion sowie in politischer Einflussnahme. Deswegen sind Chinas Kredite für Myanmar mit großer Vorsicht zu behandeln. Myanmars Regierung sollte vermeiden, sich zu stark von einem einzigen Handelspartner und Investor abhängig zu machen und sollte Pekings Einfluss auf die ­Innenpolitik kritisch bewerten.

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