Kommentar von Susanne Memarnia zu Jugendgewalt: Prävention klappt, wenn man etwas anbieten kann
Susanne Memarnia
ist Redakteurin für Migration und Flüchtlinge
Mediale Bilder sind stark und nicht so einfach aus den Köpfen zu bekommen. Das zeigte sich am Dienstag wieder bei der Fachtagung „Jugendgewalt in Berlin: Perspektiven der Prävention“, bei der ein aktueller Monitoring-Bericht vorgestellt wurde. Verschiedene Fachleute zeichneten dort ein Bild von Neukölln, in dem der Bezirk fast schon als Chiffre für Jugendgewalt fungiert.
Mehrere Redner konnten sich entsprechende Anmerkungen nicht verkneifen: Man sei ja mit dem Tagungsort „Werkstatt der Kulturen“ (in der Neuköllner Wissmannstraße) beim Thema Jugendgewalt „schon am richtigen Ort“, meinte einer. Natürlich fielen die unvermeidlichen Stichworte Rütli-Schule (ganz schlimme Schüler) und Columbia-Bad (ganz schlimme jugendliche Schwimmer). Und dass Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) zum Thema sprechen sollte, war fast eine Selbstverständlichkeit.
Prävention in Neukölln wirkt
Keine Frage: Es gibt Jugendgewalt in Neukölln, und das nicht zu knapp. Aber schon der Blick in den vorgestellten Bericht zeigt: „Der Bezirk liegt von 2007 bis 2016 fast durchgehend auf Rang 5 oder 6“ – ist also allenfalls oberer Durchschnitt. Zudem ist die Entwicklung des Bezirks in Sachen Gewalt seit Jahren rückläufig. Was die Autoren der Studie übrigens auch auf die vielen Präventionsprojekte im Bezirk zurückführen.
Ein Beispiel dafür, wie Prävention nicht funktioniert, kam dagegen aus dem Publikum. So beklagte sich eine Dame, die sich als Jugendbeauftragte der Polizeiwache am Alexanderplatz vorstellte, dass man dort sehr viel mit jugendlichen Afghanen zu tun habe, „die abgeschoben werden sollen“ – und die man offenbar mit gar nichts mehr erreichen könne. Was da zu tun sei?
Kleiner Tipp in Richtung Politik: Macht den Afghanen doch mal ein Angebot!
Bericht
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