Kommentar (vgl. Seite 22): Tätigkeiten ohne Wert
■ Arbeit mit Arbeitsplätzen honorieren werden
Bald soll es mehr Jobs für Sozialhilfeempfänger geben. Sozialsenatorin Tine Wischer will das Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ausbauen, um mehr Menschen ins Arbeitsleben einzugliedern.
So gut die Idee für viele Betroffene sein mag, das Bild vom Arbeitsmarkt wird durch solche Aktionen immer weiter verzerrt. Genau wie bei Zivildienstleistenden oder ABM-Jobs gilt auch für die sogenannten BSHG-19-Stellen, um die es hier geht: Diese Jobs dürfen offiziell keine Arbeitsplätze besetzen, die sonst von normalen Arbeitbnehmern besetzt werden könnten. Sie müssen gemeinnützig sein und dürfen nicht zu Konkurrenz mit Tarifentlohnten führen.
Die Realität ist eine andere. Zivis, ABMler und auch BSHG-19-Angestellte nehmen sich selbst die Stellen weg, die sie auch regulär besetzen könnten. Dabei werden viele unter aller Sau entlohnt. Daß es diese Jobs gibt, verhindert auch, daß diese Tätigkeiten von der Gesellschaft den Stellenwert bekommen, den sie verdienen: Altenpflege oder Kinderbetreuung sind richtige und keine Pseudo-Arbeitsplätze wert. Viele Projekte können ohne ABM nicht existieren, das Gesundheitswesen ist ohne Zivis nicht zu denken. Nicht nur die leeren Kassen sorgen für die Billig-Jobs. Auch in vielen Köpfen hat sich breitgemacht, daß es Arbeit gibt, die eigentlich keine ist. Daß dafür Niedrigstlöhne bezahlt werden, ist für viele kein Problem. Nur für die, die von dem Lohn nicht leben können. Christoph Dowe
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen