Kommentar (vgl. Seite 20): Nix deutsch, gut Ball
■ Sport soll Bildungskosten sparen
Mal was Positives aus Obervieland: Das Schulzentrum der Sekundarstuife 1 in dem Stadtteil links der Weser, zu dem auch Kattenturm gehört, kann sich als „Sportzentrum“profilieren. Zunächst will der Fußballbund seine einschlägigen Aktivitäten, die auf anderen Sportstätten derzeit stattfinden, hier konzentrieren – immerhin, denn auch ein Profil, das nichts kostet, wird seine Eigendynamik entfalten. Daß Obervieland aus sozialpolitischen Gründen ausgesucht wurde, legt aber den Verdacht nahe, daß da die Streichung von Sprachkursen und von Förderstunden kompensiert werden soll. Aussiedler-, Libanesen- und Türkenkinder, die kicken, sind eben billiger von der Straße weg. Die meisten werden aber keine Nationalspieler und ihr böses Erwachen erleben, wenn ihnen auf der Suche nach der Lehrstelle ihr Balltalent nichts hilft, sondern Sprachkenntnisse, Mathe und kommunikative soziale Fähigkeiten abverlangt werden. Für eine Schule in einem sozial schwierigen Stadtteil kann Sport nur als ein zusätzliches Element hinzukommen, wesentlich bleibt das andere.
Auffallend ist, daß man von der wünschenswerten Profilbildung der Bremer Schulen seit 1994 nur wenig gehört hat. Sogar das heftige CDU-Werben für das Wirtschaftsgymnasium Horn hat nicht zu Schülerandrang geführt. Fußball ist aber kein Ersatz für Profil in der Bildungspolitik. Klaus Wolschner
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