Kommentar verurteilte Journalistin im Iran: Durchsichtige Taktik
Mit einer Bewährungsstrafe konnte die Justiz das Gesicht wahren und den Forderungen des Auslands nach Freilassung entsprechen - doch die Taktik ist zu banal.
D er massive Druck von außen, die Proteste von Regierungen und Parlamenten haben das Regime in Teheran in Zugzwang gebracht. Die iranisch-amerikanische Journalistin Roxana Saberi kommt frei und wird vermutlich so bald wie möglich das Land verlassen. Die wegen angeblicher Spionagetätigkeit für die USA verhängte Gefängnisstrafe von acht Jahren wurde von einem nicht öffentlichen Gericht in Teheran zu zwei Jahren auf Bewährung reduziert. Man kann also erst einmal aufatmen. Wieder ist es jemandem gelungen, den Krallen der iranischen Justiz zu entkommen.
Um an dem achtjährigen Strafurteil festzuhalten, hätte das Gericht eindeutige Beweise für Saberis Spionagetätigkeit vorlegen müssen. Die aber gab es offensichtlich nicht. Zudem sollte das dank der neuen Iran-Politik der USA milder werdende Klima nicht unnötig getrübt werden.
Zu einem Freispruch konnte sich die Justiz dennoch nicht entschließen. Denn damit hätte sie zugegeben, dass die Vorwürfe gegen Saberi nicht halt- und beweisbar waren. Mit einer Bewährungsstrafe konnte sie einerseits das Gesicht wahren und zum anderen guten Willen zeigen und den Forderungen des Auslands nach Freilassung entsprechen.
Doch die Taktik ist zu durchsichtig, zu banal. Sie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Islamischen Republik Willkür herrscht und unzählige Menschen im Iran dieser Willkür ausgesetzt sind. Saberi erhielt ungewöhnlich große Unterstützung aus dem Ausland. Diese Unterstützung haben andere Frauen und Männer nicht, die in den Gefängnissen brutal gefoltert und in vielen Fällen sogar hingerichtet werden. Das sollten diejenigen, die sich für Saberi eingesetzt haben, bei aller Freude über ihre Freilassung nicht vergessen.
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