Kommentar #teamginalisa: Die stilisierte Vorkämpferin
Gina-Lisa Lohfink taugt nicht zur Galionsfigur des Feminismus. Deshalb ist die breite Solidarität mit ihr auch falsch.
M ag das #teamginalisa noch so sehr über die Verurteilung von Gina-Lisa Lohfink schimpfen, mögen ihre UnterstützerInnen den Gerichtssaal mit Buhrufen überziehen, wie am Montag geschehen, es ist richtig, dass Lohfink wegen falscher Verdächtigung erstinstanzlich zu einer Geldstrafe verurteilt wurde.
Denn der Prozess hat gezeigt, dass eine Sedierung und Vergewaltigung durch zwei Männer so nicht stattgefunden hat. Die Liste der Ungereimtheiten ist lang. Umfangreiche Videoaufnahmen zeigten keinen Zwang. Sachverständige schlossen mit großer Wahrscheinlichkeit aus, dass K.-o.-Tropfen zum Einsatz kamen.
Eine Gynäkologin hatte kurz nach der angeblichen Vergewaltigung weder frische oder ältere Hämatome noch Kratzspuren oder Verletzungen festgestellt. Lohfinks „Hör auf“ bezog sich laut der Richterin Antje Ebner aufs Filmen. Als sie einmal wirklich keinen Sex mehr wollte, hätte ein Angeklagter sofort aufgehört.
Nicht nur FeministInnen solidarisierten sich mit Lohfink, sondern auch die BundesministerInnen Heiko Maas und Manuela Schwesig von der SPD. Ohne Aktenkenntnis forderten sie eine Verschärfung des Sexualstrafrechts. Ein fatales Zeichen.
Dabei hat Richterin Ebner recht, wenn sie sagt, der Fall habe nicht zur Verschärfung des Sexualstrafrechts geführt. Die Vorgänge der Kölner Silvesternacht waren der Anstoß dafür.
Lohfink hat sich dennoch als Vorkämpferin für Frauenrechte stilisiert, hat das Gericht als Bühne genutzt, sich medial geäußert, aber bis zuletzt nicht vor Gericht ausgesagt.
Gina-Lisa Lohfink taugt nicht als Galionsfigur des Feminismus. Im Gegenteil: Sie hat mit ihren Vergewaltigungsvorwürfen, die vom Gericht als falsch verurteilt wurden, allen Frauen und Männern geschadet, die tatsächlich Opfer von sexualisierter Gewalt werden. Daran sollte das #teamginalisa denken, wenn Lohfink in Berufung geht.
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