Kommentar (siehe S. 18): Rassismus von oben
■ Rechtsextreme nicht unter „Drogen“
Es war im Jahre 1992, als die ersten Experten warnten, das Verbot rechtsextremer Parteien verbiete mitnichten Gedankengut. Pausenlos verweisen sie seither auf die Verbreitung rechtsextremer Musik, auf die unzähligen losen rechten Zusammenschlüsse, die keinen Deut besser sind als einst die Nationale Alternative oder die Wiking-Jugend, auf die Verantwortung der Gesellschaft.
Doch immer noch verbreitet das Bundesamt für Verfassungsschutz in jedem Jahr stolz völlig irrelevante Statistiken mit abnehmenden Mitgliederzahlen rechtsextremer Organisationen. Und die, die – überall in Deutschland, aber vor allem auf den Dörfern, wo es niemand mitbekommt oder niemanden interessiert – Andersaussehende anpöbeln, verprügeln, querschnittsgelähmt liegenlassen, gelten immer noch als Einzeltäter.
Die Landesämter für Verfassungsschutz haben es immerhin begriffen: Ja, die Neonazi-Szene formiert sich weiter; ja, sie tut das auf Konzerten, über Musik, Fanzines, Mailboxen. Doch was sie noch lange nicht begriffen haben: Die Kids hören nicht Musik, sind anschließend „wie unter Drogen“, „verlieren die Kontrolle“, und dann „kommen die Ausländer gerade recht“. Sondern sie leben in einem Land, in dem Ausländer immer „gerade recht“kommen. Der Rassismus wird ihnen nicht über Boxen beigebracht, sondern von Eltern, Nachbarn und Politikern. Jeannette Goddar
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