Kommentar schleswig-holsteinische Landtagswahl: Fiasko für den Landesvater

Carstensens CDU hat mehr als ein Viertel ihrer Stimmanteile verloren und steht sogar noch schlechter da als die schwächelnde Bundespartei von Angela Merkel.

Rückenwind von der Bundestagswahl hatte Peter Harry Carstensen sich versprochen. Deshalb hatte er ohne Not die Große Koalition platzen lassen, per fingierter Vertrauensfrage vorgezogene Neuwahlen erzwungen - und langjährige und allseits respektierte Weggefährten wie Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) wie räudige Köter vor die Tür gejagt. Der Schuss, das ist schon beim Schließen der Wahllokale klar, ist gründlich nach hinten losgegangen.

Carstensens CDU hat mehr als ein Viertel ihrer Stimmanteile verloren und steht sogar noch schlechter da als die schwächelnde Bundespartei von Angela Merkel. Es ist ein Treppenwitz der Demokratie, dass er nun vermutlich dennoch weiter regieren kann - wenn die Linke draußen bleibt, mit der FDP, wenn sie reinkommt, womöglich auch noch unter Zuhilfenahme der zunehmend Dunkelgrünen von Parteichef Robert Habeck.

Das verdankt Carstensen der massiven Flucht bürgerlicher Wähler zur FDP. Und deren Vorfestlegung auf den Wunschpartner CDU - ungeachtet ihrer sozialliberalen Tradition im Norden.

Hätte Carstensen jenen Anstand, den man ihm aufgrund seines Habitus allzu gern zubilligt - er müsste zurücktreten und die Führung von Schwarz-Gelb oder Jamaika wenigstens einem Parteifreund überlassen, der nicht durch taktische Tricksereien kompromittiert ist.

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Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück

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